Mittwoch, November 29, 2006

Wind, Wind und nochmals Wind

Der heutige Tag fing eigentlich ganz normal an. Seit gestern regnet es non stop wie aus Kannen, was aber nichts aussergewoehnliches fuer uns hier ist. Der Tag entwickelte sich dann aber doch ganz anders...

Wir hatten all unsere Passagiere an Bord und warteten darauf, ablegen zu koennen. Der Skipper entschied sich dagegen, weil es zu windig war. Von anderen Skippern erfuhr er, dass im Fiord Windgeschwindigkeiten von teilweise 100 Knoten (185 km\h) herrschten. Selbst in Harrison's Cove, dem abgeschiedensten Teil des Fiords, waren es noch 70 Knoten (130 km\h). Das Boot ist zwar unser groesstes, ist aber nur aus Aluminium und wiegt daher "nur" 200 Tonnen, waere also hin und her geschaukelt worden. Selbst andere Boote, die weitaus schwerer sind, als unser Boot, blieben im Hafen. Da sassen wir also mit unseren Passagieren, sie saettigten sich am Buffet und danach gingen sie wieder. Einige unserer Boote liefen aus, das aber mit unterschiedlichem Ausgang. Das kleinere wurde durchgeschuettelt und zwei Passagiere fielen und verletzten sich. Ein anderes Boot (kleiner als wir aber doppelt so schwer) hatte ebenfalls eine schaukelige Fahrt, aber sonst passierte gluecklicherweise nichts (wenn man mal von unserem Kuechenpersonal absieht, dass mehr Zeit auf dem Klo verbrachte als in der Kueche...).

Auch die 2. Cruise wurde gecancelt, so dass wir heute ein wenig frueher nach Hause gekommen sind. Selbst Leute, die hier schon seit einigen Jahren arbeiten, versicherten uns, dass sowas nicht haeufig vorkommt und so waren wir ganz froh, der Routine ein wenig zu entkommen. Die meisten Passagiere konnten das alles auch ganz gut verstehen und waren zwar enttaeuscht, aber trotzdem guter Laune. Am Ende geschieht dies alles ja auch nur zu ihrer eigenen Sicherheit, denn es bringt nichts, wenn sie durchgeschuettelt werden und ihnen alles um die Ohren fliegt. Und gerade mit all den Asiaten an Bord fuehle ich mich in solch einer Ausnahmesituation sowieso nicht wohl, denn wenn man ihnen im Notfall zu erklaeren versucht, was sie tun (oder nicht tun) sollen, verstehen sie es meistens nicht.

Gestern morgen staunten wir uebrigens nicht schlecht, als wir in unserem Vorgarten einen Seal herumliegen sahen. Der Arme hatte sich entweder verlaufen oder wollte einfach mal ein bisschen Abwechslung. Als ich von der Arbeit kam, war er verschwunden, also hat er wohl im Laufe des Tages wieder seinen Heimweg angetreten.

Montag, November 20, 2006

Rakiura Track - Stewart Island

Nach fast einjaehriger Abstinenz in Sachen Mehrtageswanderungen (meine Tongariro Wanderung fand im Dezember 2005 statt), freute ich mich auf das Abenteuer Stewart Island. Diese Insel ist neben der Nord- und Suedinsel die dritte zu Neuseeland gehoerende Insel und liegt suedlich der Suedinsel. Um die Wanderung nicht alleine durchstehen zu muessen, verschob ich meine freien Tage und konnte mich somit zusammen mit Pavlina in dieses Abenteuer stuerzen. Mit von der Partie war ebenso Ryan, der mit uns arbeitet. Eigentlich muesste man sagen, der mit uns arbeitete, denn er verlaesst die Firma und hatte am Sonntag seinen letzten Arbeitstag. Bereits die Tage davor waren die reinste Abschiedsparty fuer ihn und so war er noch ziemlich betrunken, als wir Sonntag nach der Arbeit in Richtung Invercargill aufbrachen. Dort angekommen, mieteten wir uns in einem hostel ein, kochten zusammen, damit er mal wieder was Anstaendiges in seinen Magen bekam und schliefen recht spaet ein – besonders wir Maedels, weil Ryan naemlich schnarchte.

Tag 1:

Am naechsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Bluff, weil von dort die Faehre nach Stewart Island ablegt. Wir versuchten gar nicht erst, einen wilden Parkplatz zu finden, um uns die Parkgebuehren zu sparen sondern stellten ganz brav den Wolfgang auf einem bewachten kostenpflichtigen Parkplatz ab. Man muss es ja nicht immer kompliziert machen. Die Ueberfahrt selbst dauerte ca. 1 Stunde und wir hatten eine Schulklasse an Board. Am Anfang waren sie alle noch ganz cool und gelassen aber mit der Zeit wurden ihre Gesichter immer weisser. Einige verschwanden dann auch mal kurzzeitig mit den angebotenen Papiertueten… Da wir drei ja auf einem Boot arbeiten, machte uns das Geschaukel nichts aus- im Gegenteil, wir schliefen sogar zufrieden ein!

In Oban, der einzigen Stadt auf Stewart Island, meldeten wir uns beim DOC Office, buchten unsere Huettenpaesse und machten uns dann auf den Weg. Die erste Stunde war nicht sehr wanderfreundlich, denn wir liefen ueber geteerte Strassen zum Anfangspunkt des Tracks. Dort angelangt, entschieden wir uns erstmal, alles ruhig angehen zu lassen und das verpasste Fruehstueck nachzuholen- ganz standesgemaess am Strand.

Der erste Tag lief sich ganz wunderbar. Das Wetter war fantastisch und zwischenzeitlich benutzten wir sogar unsere Sonnencreme. Bei einer Pause am Strand sammelten wir Muscheln und als ich mich ganz interessiert einem Vogelnest naeherte, um Fotos von den zwei darin befindlichen Eiern zu machen, riskierte ich fast mein Leben, denn der dazugehoerige Vogel (ein Oystercatcher) fand das gar nicht lustig und verteidigte seine Nachkommen. Er kam im Sturzflug auf mich zugeflogen, schimpfte wie ein Rohrspatz und am Boden angekommen, lief er im Zickzack um sein Nest herum mit der Absicht, mich zu vertreiben. Nun ja, das haette ich ihm ja auch sagen koennen, dass ich seinen Eiern nichts tue, aber der war so laut, der wollte ja gar nicht zuhoeren! Besonders lustig fand ich auch den Zwischenfall mit dem Asiaten, der in einer Bucht sass und eine Pause einlegte und doch tatsaechlich eine ‘Germany’-Jacke trug. Das musste ich einfach fotografieren, das haette mir ja sonst keiner geglaubt! Pavlina und Ryan fanden das sehr lustig. Irgendwann nach ca. 5 Stunden kamen wir in der Port William Hut an und die zwei legten machten erstmal ein Nickerchen. Ich lief am Strand entlang und kaempfte mal wieder ums Ueberleben, diesmal mit Sandflies. Irgendwann gewannen sie die Oberhand und ich floh. Zum Abendessen gabs dann Nudeln, ein indisches Fertiggericht und zum Nachtisch Milchreis, den wir gemeinsam am Strand verzehrten. Das allerdings wieder nur im bewegenden Zustand, denn dort stehenbleiben sollte man aufgrund der vielen Sandflies lieber nicht. Zu spaeter Stund machten wir uns noch auf den Weg auf eine kleine Wanderung, die in eine Matsch- und Nachtwanderung ausartete. Das war schon recht abenteuerlich, vorallem weil wir in der Ferne einen Kiwi hoeren konnten. Stewart Island ist eine der wenigen Orte in Neuseeland, wo man Kiwis in freier Wildbahn sehen kann. Nun, wir konnten sie leider nur hoeren, waren aber darueber schon sehr gluecklich.

Tag 2:

Dummerweise fing es waehrend unserer Nachtwanderung an zu regnen und das hielt die ganze Nacht hindurch an. Am naechsten Morgen machte uns der Regen das Aufstehen sehr schwer, denn wer verlaesst schon gern seinen warmen Schlafsack bei diesen Aussichten! Als wir kurz nach 9 Uhr aufbrachen, hatte es schon fast aufgehoert und eine knappe Stunde spaeter regnete es gar nicht mehr. Vielen Dank an den Wettergott! Nun ja, von dem Regen haetten wir sowieso nicht viel mitbekommen, schliesslich liefen wir an diesem 2. Tag nur durch Regenwald und matschig war es sowieso. Machte also keinen grossen Unterschied. Nicht sehr angetan war ich von den vielen Holzstufen, die mal ein armer Freiwilliger in unendlicher Schufterei angelegt haben muss. Wir kletterten stundenlang bergauf und bergab und wer Treppensteigen generell hasst (weil er vielleicht auch mal wie ich im 6. Stock eines Neubaublocks gewohnt hat), kann vielleicht meine Gedanken nachvollziehen, die hier lieber nicht wiedergegeben werden sollen. Pavlina lief wie eine Maschine, was mich schon an ihrer Menschlichkeit zweifeln lies (irgendwann erwaehnte ich sogar mal ganz erschoepft Ryan gegenueber, dass Pavlina nicht menschlich sein kann!), weil sie ohne nach Luft zu schnapfen die vielen Stufen nach oben kletterte und munter weiter lief, waehrend ich schnaufend 2 km hinter ihr zurueck lag und fuer einen leider nicht vorhandenen shuttle Bus betete. Die Stufen liesen zwischenzeitlich mal nach, was mich hoffen lies, aber leider wurde es dadurch nicht besser. Nun mussten wir uns naemlich einen Weg durch unendlich grosse Matschgruben bahnen. Sehr viele Alternativen dabei gabs meistens nicht, man konnte nur waehlen zwischen sehr tief, tief und ein bisschen weniger tief als sehr tief. Was heissen soll, dass man auf alle Faelle im Matsch stand, egal wie clever man sich anzustellen versuchte. Das ging so weit, dass ich mich irgendwann sogar wieder auf die Stufen freute – unglaublich! Nun ja, die Tatsache, dass ich an diesem Tag nicht sehr viele Fotos geschossen habe, ist deutliches Indiz dafuer, dass der Tag fuer mich sehr anstrengend war. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich diesen Tag ueberhaupt nicht genossen habe. Dafuer war ich viel zu sehr mit lebensnotwendigen Aufgaben (atmen!) beschaeftigt.

Als wir die North Arm Hut erreichten, machte sogar ich ein kleines Nickerchen und das soll schon was heissen! Danach fuehlte ich mich allerdings wieder frisch und munter (na ja die schmerzenden Beine verschweigen wir da mal lieber…) und ich spazierte wieder mal an einem Strand umher. Nun hatte ich auch wieder Zeit und Muse zum fotografieren. Zum Abendbrot gabs mal wieder – ja Ihr habt es erraten- Nudeln und zwar sehr viele davon, weil wir all unsere Vorraete verputzen wollten, schliesslich war dies ja unsere letzte Nacht auf dem Track. Die Fertignudeln sind allerdings so stark gesalzen, dass ich literweise Wasser getrunken habe und deswegen nachts noch mal raus aufs Klo musste. Pavlina konnte aufgrund 3 sich abwechselnder Schnarcher in der Huette auch nicht schlafen und musste auch mal fuer kleine Maedels und so gingen wir gemeinsam, schliesslich war das Plumsklo einige hundert Meter entfernt und es war stockdunkel. Wir blieben sogar noch ne ganze Weile draussen und beobachteten den Sternhimmel, der atemberaubend schoen war! Wer schon mal solch eine Wanderung gemacht hat und in einer der Huetten uebernachtet hat, weiss, wie schlecht die Luft bei so vielen Leuten ist und so fluteten wir die Huette mit frischer Luft. Problem an der Sache – ich schlief unter dem geoeffneten Fenster und hatte die ganze Nacht ein kaltes Gesicht und am naechsten Morgen hatte ich die Quittung – ne fette Erkaeltung.

Tag 3:

Der 3. Tag fing wieder recht stufenreich an, aber nach ca. 2 Stunden wurde es besser. Das Wetter war wieder super, sehr sonnig und warm und so machten wir oefters mal Pausen an Straenden, um Sonne zu tanken. Straende haben wir ja gestern nicht gesehen, deswegen gabs einiges nachzuholen. Zum Schluss des Tracks wurde der Gehweg sogar richtig breit und erinnerte mich daher an unsere tollen Wanderwege im Thueringer Wald, wo man als Wandergesellschaft auch mal nebeneinander herlaufen und miteinander reden kann. Das konnten wir die letzten beiden Tage naemlich nicht. Geredet habe ich an diesem Tag trotzdem nicht so viel, denn erstens habe ich wieder Zeit fuer Fotos gehabt und zweitens war ich mit meinen Taschentuechern beschaeftigt. Ausserdem hing jeder seinen eigenen Gedanken nach: Ryan dachte wohl an seine bevorstehende Entdeckungstour durch Neuseeland sowie seine Rueckkehr nach Amerika, Pavlina war hoechstwahrscheinlich gedanklich mal wieder in ihrem Bett, denn sie koennte den ganzen Tag schlafen und ich dachte eben an den Thueringer Wald. Haette gerne meinen kleinen Seppl dabei gehabt, der haette sich bestimmt pudelwohl gefuehlt!

In Oban angekommen, machten wir uns erstmal auf den Weg zum DOC, um denen Bescheid zu geben, dass wir wieder heil angekommen sind. Dort traegt man sich naemlich in ein Buch ein und sagt Bescheid, wohin man geht und wann man gedenkt wiederzukommen. Ist man einen Tag spaeter immer noch nicht aufgetaucht, starten sie eine Suche. Danach versuchten wir, eine guenstige Unterkunft in Oban zu finden, weil wir geplant hatten, noch eine Nacht laenger auf Stewart Island zu bleiben. Das war aber unmoeglich, weil alle guenstigen Uebernachtungsmoeglichkeiten ausgebucht waren. So aenderten wir eben unsere Faehrueberfahrt von Donnerstag auf Mittwoch und ueberbrueckten die knapp 2 Stunden mit Kaffetrinken in einem kleinen netten Cafe (das sich in deutschem Besitz befindet), gingen ein wenig am Strand spazieren und Ryan goennte sich sogar ein kleines erfrischendes Bad. Die Sandflies waren allerdings auch hier eine riesige Plage und so zieren noch heute einige ihrer Bisse die verschiedensten Bereiche meines Koerpers. Nach einem kleinen Abstecher in den einzigen Supermarkt des Ortes verliebten Pavlina und ich uns in zwei Hunde, die auf einem Pickup vor der Tuer angebunden waren und sich ueber unsere Streicheleinheiten freuten. Der eine war noch ein Welpe von schaetzungsweise 10 Wochen und wir haetten ihn am liebsten mitgenommen!!! Die Trennung fiel schwer und wir drehten uns noch einige Male um und bereuten, dass wir sie nicht mitnehmen konnten. Die Faehrueberfahrt hatte es diesmal in sich, die See war sehr stuermig und wir huepften ueber die Wellen. Hinterher meinte ich zu Pavlina und Ryan, dass ich schon sehr froh bin, auf einem Boot zu arbeiten und an das Geschaukel gewoehnt zu sein, sonst haette ich heute wohl auch Gebrauch von den Papiertueten machen muessen… Der Kapitaen hiess uebrigens Tuna (englisch fuer Tunfisch und Pavlina und ich kriegten uns ueber diesen Namen einfach nicht mehr ein!).

Nach Ankunft in Bluff gings sofort wieder nach Invercargill, wo wir in das selbe Hostel einscheckten, wie letzten Sonntag, allerdings steckte man Ryan diesmal in ein anderes Zimmer (man ging wohl automatisch davon aus, dass Ryan schnarcht und wollte uns was Gutes tun – was ja auch stimmte!). Nach einer Dusche, fuer die ich fast ueber Leichen gegangen waere, gingen wir einkaufen und kochten uns ein wohlverdientes Abendessen – keine Nudeln!!! Ausserdem telefonierte ich noch ueber eine Stunde mit Claudia, die heute leider Neuseeland verlassen muss und ziemlich traurig darueber war. Meine liebe Claudia, war schoen Dich getroffen zu haben, ich wuensch Dir einen tollen Heimflug und ich bin mir sicher, dass Dich Deine Leute zu Hause nicht vergessen haben :-)

Am Donnerstag erledigten wir noch einige Dinge in Invercargill, fuhren zurueck nach Te Anau, wo es auch noch einige Dinge zu erledigen gab (geborgten Gaskocher zurueckgeben usw.) und dann goennten wir uns noch eine Gratisvorstellung des Fjordland Films „Shadowland“, der nur im Te Anauer Kino ausgestrahlt wird. Da wir in Milford arbeiten und als locals (Einheimische) gelten, mussten wir nichts bezahlen. Ich hab den Film sowieso schon gesehen, aber Pavlina kannte ihn noch nicht. Durch unseren Aufenthalt in Te Anau verloren wir einiges an Zeit, aber somit hatten wir wenigstens nicht all die Touristen vor uns auf der Milford Road, die zur Hauptreisezeit (Mittagszeit) immer sehr belebt ist. Fuer Ryan war es die letzte Fahrt nach Milford und so war er recht melancholisch aufgelegt. Inzwischen hat er uns verlassen (er reiste gestern, am Sonntag ab) und hinterlaesst einige lustige stories, die ihn komischerweise fast immer im angetrunkenen Zustand zum Inhalt haben…

Wow, das war ein recht langer Bericht, sorry an alle, die inzwischen schon ein paar Mal mit den Augen gerollt haben. Der Bericht waere noch viel laenger geworden, wenn ich jeden einzelnen Sandflies-Biss aufgezaehlt haette J. Fotos von Rakiura gibt es hier anzuschauen. Ach so, Rakiura ist uebrigens der Maori Name fuer Stewart Island und wird uebersetzt als ‚The Land of the Glowing Skies“ was soviel bedeutet wie „Land der gluehenden Himmel“ und man nimmt an, das dies erstens die Suedlichter meint, die man am Sternenhimmel sehen kann, wie auch die ‚gluehenden’ Sonnenuntergaenge. Ausserdem hat die Insel noch verschiedene andere Maori Namen und hat eine wichtige Bedeutung in der Entstehungsgeschichte Neuseelands inne, aber damit moechte ich Euch heute verschonen. Wen sich genuegend Leute dafuer interessieren, kann ich dies gerne nachholen.

Freitag, November 17, 2006

Auf den Spuren von Frodo und Sam sowie hoch ueber den Wolken

Queenstown habe ich nun schon ein paar Mal ’links’ liegen gelassen mit dem Ziel, es mir spaeter genauer anzuschauen. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen und so checkte ich in einem schoenen Motel ein und erkundete die Umgebung von Queenstown. Mit der Gondola fuhr ich einen Berg hinauf, bestaunte die Landschaft, lief einen kleinen Rundtrack und wunderte mich mal wieder ueber Verrueckte, die entweder bungyspringend oder ueber einem Abgrund schwingend ihre Kreischmuskeln forderten, ihren Geldbeutel strapazierten und fuer Adrenalinstoesse sorgten. Unten wieder angekommen unternahm ich einen relaxten Spaziergang durch die Queenstown Gardens und sah der Sonne beim Untergehen zu. Am naechsten Tag stand Herr der Ringe Sightseeing auf dem Programm und so fuhr ich nach Glenorchy und zum Twelve Mile Delta und genoss das herrliche Wetter. Die Landschaft war atemberaubend und ich brauchte gar nicht ganz spezielle Locations von den Dreharbeiten aufsuchen, um mich in den Film versetzt zu fuehlen. Als ich dann in Queenstown auf die Deer Park Heights herauffuhr, haette ich mich wirklich nicht darueber gewundert, wenn ploetzlich hunderte von Reitern um die Ecke geschossen gekommen waeren, so autentisch fuehlte sich das an. Ich lernte sogar noch was dazu an diesem Tag, denn ich wusste nicht, dass oben auf dem Huegel ein altes Filmset von 1986 fuer einen Walt Disney Film steht. Dabei handelt es sich um ein Koreanisches Gefaengnis und es passt so gar nicht in diese wunderschoene Landschaft. Da fragt man sich, warum Peter Jackson all diese wunderschoenen Kulissen fuer Herr der Ringe wieder abreisen musste und sogar eigens fuer die Filme gebaute Strassen wurden wieder rueckgebaut, um alles wieder in den Urzustand zu versetzen und da steht nun diese Ruine und verrottet. Verstehen muss man das nicht! Der oder die Eigentuemer dieser Gegend verdienen sich am Herr der Ringe Tourismus eine goldene Nase, denn sie verlangen 20 Dollar Eintritt pro Fahrzeug! Nun ja, was tut man nicht alles….

Wieder im Milford Sound angekommen, eroeffneten mir Jill und Kevin, dass sie ihr schon seit laengerem geplantes Vorhaben vom Picknick auf dem Mitre Peak nun verwirklichen wollen. Ich hatte ihnen damals schon zugesagt, auf jeden Fall mit von der Partie zu sein und so charterten wir einen Helikopter und flogen zu viert (zusammen mit Kyle, den wir dazu ueberredeten, weil wir eine vierte Person brauchten) fuer einen absoluten Schnaeppchenpreis hoch auf den Mitre Peak. Der Flug war absolut genial, wenn auch leider viel zu kurz, aber so ist das ja immer. Wir flogen ueber dem Sinbad Gully hoch auf den Mitre Peak, stiegen aus und breiteten unser Picknick aus. Wir hatten uns auf kuehle Temperaturen und viel Wind eingestellt und waren dementsprechend mit mehreren Kleidungsstuecken ausgeruestet – und haben diese erstmal ausgezogen, weil es ueberraschenderweise fast windstill war. Und das in einer Hoehe von schaetzungsweise 1500 Metern (Mitre Peak ist 1682 Meter hoch, aber bis oben konnten wir natuerlich nicht landen und wurden weiter unten abgesetzt). Die Aussicht war speaktakulaer und ich schoss unendlich viele Fotos (wann hat man schon mal die Gelegenheit dazu). Nicht wirklich ueberrascht war ich ueber die Tatsache, dass sich Sandflies doch tatsaechlich bis in diese Hoehen vorwagen. Diesen kleinen Biestern traue ich inzwischen alles zu! Nach knapp 2 Stunden wurden wir wieder abgeholt und der Flug zurueck glich einer Fahrt in der Achterbahn. Der Pilot stuerzte den Helikopter die Abhaenge runter und mein Magen schlug Purzelbaeume. Ich war froh, dass ich hinten sass. Beim Hinflug sass ich vorne auf dem aeussersten Sitz und da die Tueren fast vollstaendig verglast sind, hat man das Gefuehl, dass man aus dem Helikopter faellt, wenn er sich in die Kurven legt. Der Tag nahm einen perfekten Abschied in Form eines von der Firma gesponserten BBQ im Unterwasser Observatorium.

Mittwoch, November 01, 2006

Cruise auf dem Doubtful Sound

Da ich ja nun im Fjordland arbeite, moechte ich natuerlich auch so viele der anderen Fjorde sehen, wie es mir moeglich ist. Am einfachsten ist dies noch mit dem Doubtful Sound, da dort Cruises von unserer Milford Konkurrenz durchgefuehrt werden. Milford Sound ist der einzige Fjord, der durch eine direkte Strasse zu erreichen ist, Doubtful Sound kann nur durch einen Trip ueber den Lake Manapouri mit anschliessender Bustour ueber den Wilmot Pass erreicht werden. Ich machte also am Real Journeys Schalter in Milford einen Cruise Termin fuer den naechsten Tag klar und man setzte mich auf eine Warteliste, da ich den Vorteil geniessen durfte, den Trip gratis zu bekommen. Man konnte mir keine verbindliche Zusage machen, bat mich aber, am naechsten Tag am Lake Manapouri zu sein, von wo aus die Reise startete. Das Wetter war fantastisch, deswegen passierte, was ich vermutet hatte; alles war ausgebucht und man hatte keinen Platz mehr fuer mich. Man bot mir aber einen anderen Trip auf einem anderen Boot an, was ich dankend annahm. 30 Minuten spaeter gings dann auch schon los.

Die Bootsfahrt ueber den Lake Manapouri, dem fuenftgrossten See Neuseelands mit seinen 33 Inselchen und den umgebenden Bergen, war landschaftlich zwar sehr schoen, aber ich war ja eigentlich wegen dem Doubtful Sound gekommen und der ist ja nun um einiges spektakulaerer. Die Bootsfahrt zog sich daher etwas lang, gerade auf dem Rueckweg hatte ich das Gefuehl, nie anzukommen.

In West Arm stiegen wir aus und dort befindet sich auch das unterirdische Kraftwerk, welches wir auf dem Rueckweg besuchten. Wir bestiegen einen Bus und mir wurde schlagartig bewusst, welches Glueck ich hatte, Neuseeland in meinem eigenen Auto zu erkunden. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, in einem Bus mit zig anderen Leuten zu sitzen und zu vorher festgelegten Foto-, Pinkel- und Essenspausen auszusteigen. Die meisten Leute im Bus waren mindestens doppelt so alt wie ich, aber das stoerte mich weniger. Viel aergerlicher war, dass die Fahrt ueber den Wilmot Pass durch wunderschoene Landschaft fuehrte und es mir in den Fingern juckte. Ich haette so gerne angehalten und Fotos gemacht! Nach ca. 1 Stunde im Bus waren wir in Deep Cove angekommen, wo wir den Fjordland Navigator, unser Boot, bestiegen. Mit einer Tasse Tee und bewaffnet mit meiner Kamera machte ich es mir auf dem Aussichtsdeck bequem, dick eingemuffelt um dem Wind zu trotzen. Doubtful Sound ist so ganz anders als Milford Sound, obwohl sie beide durch Gletscheraktivitaeten entstanden sind und alle typischen Merkmale dafuer (haengende Taeler, U-Taeler, Gletscher) auch hier vorhanden sind. Aber Doubtful Sound ist nach dem Dusky Sound mit seinen 40 km Laenge der zweitgroesste aller Fjorde, waehrend Milford Sound gerade mal 17 km lang ist. Aufgrund seiner Groesse ist der Doubtful Sound auch breiter und dies ist meiner Meinung nach ein Grund dafuer, dass er nicht ganz so spektakulaer ist, wie der Milford Sound. Dort hat man steil aufragende Felswaende, an denen man dicht vorbeifaehrt und die Felswaende auf der anderen Uferseite sind nicht weit entfernt. Das ist im Doubtful Sound anders, die Entfernungen sind einfach zu gross. Dafuer findet man dort aber viele kleine Inselchen und 3 Seitenarme, die es zu erkunden gibt. Einige dieser Seitenarme an sich sind schon laenger als der Milford Sound. Nicht nur die Welt, sondern auch Neuseeland ist ein Dorf und so stellte sich heraus, dass ein Maedel, mit der ich zusammen in Christchurch bei Statistics New Zealand arbeitete, nun fuer Real Journeys im Doubtful Sound ihr taeglich Brot verdient.

Nach ca. 2,5 Stunden war der ganze Spass vorbei und wir bestiegen den Bus, um zurueck nach West Arm zu fahren, wo die Besichtigung des unterirdischen Kraftwerks anstand, das das groesste seiner Art in Neuseeland ist. Die durch Wasserkraft erzeugte Elektrizitaet hat eine geringe Umweltbelastung, da weder Wasser noch Boden verschmutzt wurden. Viel Zeit zum Umschauen blieb nicht, denn wir waren sowieso schon zu spaet und man wartete bereits mit dem Boot auf uns, um uns zurueck ueber den Lake Manapouri zu bringen. Ich fuhr am selben Tag zurueck nach Milford und kann nun sagen, dass ich 2 der insgesamt 15 Fjorde gesehen habe. Wie ich in einem der letzten Beitraege schon mal geschrieben habe, ist die Bezeichnung Sound falsch, man behaelt diese aber trotzdem bei allen Namen bei, weil sie sich nun so eingepraegt haben. In Anerkennung der Entstehung durch Gletscheraktivitaeten wird das Gebiet deshalb ‚Fiordland’ genannt, was alles richtig stellen soll.

Mal wieder ein paar Tage frei

Diesmal wollte ich mich an meinen freien Tagen durch das schlechte Wetter nicht ins Boxhorn jagen lassen und fuhr einfach mal aufs Geradewohl los. Da ich bei meinem letzten Besuch im April nicht sehr viel Zeit fuer die Catlins hatte (ganz im Sueden der Suedinsel) wollte ich sie mir noch mal genauer anschauen. Den idyllisch ruhigen Seen Manowai und Hauroko (Neuseelands tiefster See) stattete ich vorher noch einen Besuch ab.

Auf meinem Weg in die Catlins begegnete ich einem Phaenomen, das mich jetzt noch zum Schmunzeln bringt. Ich passierte mal wieder hunderte von Schafen bevoelkerte Weiden und stellte mit Verwunderung fest, dass sie alle in Richtung Strasse schauend am Zaun standen. Da standen also die Muetter mit den veraengstigten Laemmern und langsam glaube ich, dass es eine Art Lehrstunden fuer die Kleinen war. Thema: Wie ignoriere ich vorbeifahrende Autos. Ziel: Bloss nicht aus der Ruhe bringen lassen! Denn was wie ausgelassenes Herumtollen der Laemmer aussieht, ist in Wahrheit das Fluechten vor den Autos. Kaum hoeren die Laemmer den Laerm eines Autos, springen sie auf und fluechten zu Mama oder fluechten mit ihr, falls sie vergessen hat, ein gutes Beispiel fuer die Kleinen abzugeben und gleichgueltig in die Weltgeschichte zu blicken.

Nun gut, dachte ich mir beim Anblick der Schafe (und fuehlte mich teilweise schon beobachtet und im Zentrum aller Aufmerksamkeit), lass sie eben die Strasse anstarren, wenn sie nichts besseres mit sich anzufangen wissen. Als ich dann einige Minuten spaeter das gleiche Verhalten bei Kuehen beobachtete, wusste ich nicht mehr, was ich davon halten soll. Vielleicht kann mir ja ein Hobby-Tier-Psychologe mit einer logischen Erklaerung aushelfen. Ist das noch mit normalem Herdenverhalten zu erklaeren?

Im Uebrigen gibt es ja in jeder Familie ein sogenanntes schwarzes Schaf. In dieser Familie (nebenstehendes Foto) gibt es sogar zwei. Wer von den Eltern dies zu verantworten hat, duerfte wohl ungeklaert bleiben.

In den Catlins klapperte ich die obligatorische Touristenroute ab, fotografierte wie eine Wahnsinnige Wasserfaelle (hab ja schon so lange keine mehr gesehen :-)) und trudelte irgendwann mal wieder in Milford ein. Dort arrangierte ich einen ganz besonderen Ausflug, ueber den ich beim naechsten Mal berichten werde.