Montag, Oktober 30, 2006

Jubilaeum!

Heute (29.10.) vor genau 1 Jahr bin ich in Neuseeland angekommen. Ich stand ganz allein auf dem Aucklander Flughafen und freute mich auf 12 Monate Abenteuer in diesem mir damals unbekannten Land. Die 12 Monate sind nun rum und ich kann abschliessend nur sagen, dass ich diesen Schritt nicht bereut habe. Ich habe soviele nette Menschen kennengelernt und sovieles gesehen, dass ich gar nicht wuesste wo ich anfangen soll, wenn mich jemand danach fragte. Vielen Dank an alle, die mit ihren Gedanken immer bei mir waren, mich unterstuetzten, mir schrieben und mit ihren Ratschlaegen zur Seite standen.

Vielen Dank besonders an meine Familie, ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer einfach war, einen freien Platz am Tisch zu haben (obwohl, wie ich Euch kenne, hat da bestimmt jemand anders gesessen, wir haben ja schliesslich immer irgendjemanden zum Besuch :-) ). Es hat mir sehr geholfen, Euch immer hinter mir zu wissen und dass ich immer auf Eure Unterstuetztung zaehlen kann. DANKE!!!

Eure Katja

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Was fuer ein Tag!!!











Letzte Nacht hat es mal wieder ununterbrochen geregnet. Eigentlich nichts besonderes, das tut es hier staendig. Viele Leute lassen sich vom Wetter abschrecken und chanceln ihre gebuchten Touren, da sie den Milford Sound nur bei schoenem Wetter sehen wollen. Was fuer ein Fehler!!! Auf unserer 1. Cruise hatten wir nur 2 Passagiere und eigentlich waere es meine Aufgabe gewesen, mich intensiv um sie zu kuemmern, Hintergrundinfos zu liefern usw. Da aber meine Arbeitskollegin Jill non-stop redet und gleich beide in Beschlag genommen hat, hatte ich Zeit, mich meiner Kamera zu widmen und Fotos zu schiessen. Das klingt jetzt einfacher als es tatsaechlich war, denn bei teilweise Windgeschwindigkeiten von 160 km/h hoppelt das Boot uebers Wasser und man hat Probleme, sich aufrecht zu halten. Man kaempft gegen Wind und Regen und gleichzeitig hatte ich staendig eine Hand auf dem Kopf, um zu verhindern, dass meine Kappe wegfliegt. Da stand ich also wie ein Betrunkener, irgendwo ans Gelaender geklammert, eine Hand an der Kappe, in der anderen die Kamera und versuchte, scharfe Bilder zu knipsen. Der Ausschuss an diesem Tag war besonders hoch und so loeschte ich spaeter mehr als die Haelfte meiner verwackelten Bilder – leider. Die Szenerie war spektakulaer, Tausende von Wasserfaellen allein an den Cascade Mountains (das ist nur ein einziger Berg!), enorme Wassermassen an den groesseren Wasserfaellen und bei diesem Wind allerhand Spruehnebel. Besonders faszinierend dabei waren die ‚water ups’- das sind Wasserfaelle, die aufgrund des starken Winds nach oben oder zur Seite geblasen werden und deswegen den Boden gar nicht erreichen.

Auf der 2. Cruise hatten wir dann auch noch das Glueck, zwei recht lebhafte Delfine aufzuspuehren. Meistens schlafen die Delfine, wenn wir sie sehen, sind also nicht sehr aktiv, diese aber waren es und genossen es, vor unserem Bug mit dem Boot um die Wette zu schwimmen und zu springen. Manchmal habe ich das Gefuehl, dass sie die óhs’und áhs’der Leute hoeren koennen und davon noch angespornt werden.

Alles in allem war dies ein sehr schoener, wenn auch sehr nasser Tag. Milford Sound kann man in zwei Extremen kennenlernen. Beim allerschoensten Sonnenschein, freier Himmel und nur zwei Wasserfaellen (die einzigen permanenten Wasserfaelle) oder eben bei Regen, Nebel und manchmal extremen Wind. Dann sieht man zwar die Berge nur unvollstaendig, dafuer aber so viele Wasserfaelle, wie man es nirgends auf der Welt vorfinden kann. Ich habe beides gesehen und finde beides traumhaft schoen und atemberaubend!

Dienstag, Oktober 10, 2006

Was tun im Milford Sound, wenn man nicht arbeitet?

Viele, die den Milford Sound kennen, denken wahrscheinlich, dass ich mich hier zu Tode langweile, wenn ich gerade nicht arbeite und fuerchten um mein Seelenheil. Dem muss ich ganz entschieden widersprechen und Ihr muesst nicht denken, dass ich nach 7 Monaten nur noch mit mir selbst spreche. Hier eine unvollstaendige Aufzaehlung all der Dinge, die man hier unternehmen kann, um der Langweile entgegenzutreten.
  1. Fernsehen, DVD Verleih unserer Firma und Internet: ist vielleicht nicht gerade der beste Zeitvertreib, aber recht bequem. Dazu muss man sagen, dass bei der Internetbenutzung die Geduld eines jeden auf eine harte Probe gestellt wird, denn wenn man von langsamer Verbindung spricht, ist das noch untertrieben. Deswegen befindet sich der Computer wahrscheinlich auch im Fernsehraum, damit man beim Warten nicht wahnsinnig wird und sich ablenken kann. Die DVD Sammlung von Red Boats kann zwar nicht mit der Sammlung vom Frauenreisehaus in Christchurch mithalten, aber im Niemandsland schraubt man seine Ansprueche an qualitative Unterhaltung drastisch nach unten.
  2. lokaler Pub: Also die Leute dort brauchen nicht zu hoffen, dass sie mich sehr oft zu Gesicht bekommen, schliesslich bin ich nur ein Gelegenheitstrinker, aber an und an finde auch ich mich zu speziellen Ereignissen des oeffentlichen Lebens im Pub ein. Diese sind zum Beispiel Quiz-Night und Bingo, die abwechselnd woechentlich stattfinden. Nachdem unser Team bei der letzten Quiz-Night klaeglich versagte, konnte ich zumindest beim Bingo eine Flasche Sekt abstauben. Obwohl ich hier im Milford Sound ausser meiner 70 Dollar woechentlich fuer Unterkunft, Essen und alles andere keine weiteren Ausgaben habe, bin ich trotzdem sehr empfaenglich fuer das free-food im Pub gewesen, denn selber kochen ist schliesslich anstrengend und ab und zu moechte man sein Essen auch mal fertig vorfinden. Das fand bisher aber leider nur einmal statt.
  3. Ausser an meinen freien Tagen, an denen ich mich als faul erklaert habe, versuche ich jeden Tag nach der Arbeit fuer ca. 1 Stunde ins Fitnessstudio zu gehen, obwohl ich zugeben muss, dass es manchmal auch kuerzer ist. Aber auch hier sage ich mir, der gute Wille zaehlt und manch anderer weiss wahrscheinlich noch nicht mal, wo sich das Fitnessstudio eigentlich befindet.
  4. gemeinsames Kochen und Essen am Abend: eine ausgezeichnete Sache, um zusammen zu quatschen, Spass zu haben und sich besser kennen zu lernen. Habe bisher ein paar Mal mit zwei anderen Maedels gekocht, obwohl man eigentlich eher von 2 Koechen sprechen kann, denn Tania, 19 Jahre, kann nicht kochen, bietet sich aber wenigstens immer zum Gemueseschneiden usw. an. Habe erschreckenderweise festgestellt, dass ihr Allgemeinwissen nicht allzu gut ausgepraegt ist (sie als Kiwi weiss nicht mal, dass Auckland NICHT die Hauptstadt Neuseelands ist) und deswegen haben wir uns ihrer ein Wenig angenommen. Waere doch gelacht, wenn wir (eine Tschechin und ich) ihr nicht noch ein bisschen was beibringen koennen. Begonnen haben wir ganz einfach und so prosten wir uns jetzt immer in vielen verschiedenen Sprachen zu. Das nennt man Voelkerverstaendigung!
  5. kuerzere oder laengere Walks: zu laengeren Walks habe ich es bisher leider noch nicht geschafft, weil mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Fuer viele Tage hatten wir allerschoenstes Wetter und als dann endlich meine 4 freien Tage vor der Tuer standen, fing es an zu regnen und hoerte fuer 3 Tage nicht mehr auf. Auf einen Walk bin ich trotzdem gegangen, was ich aber recht schnell bereute. Meine Hose war total durchnaesst aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Ist ja bloed, wenn man nach 30 Minuten laufen schon wieder aufgibt. So ganz wohl war mir aber nicht. Als dann der Weg auch noch ueberflutet war und kein Weiterkommen moeglich war (es sei denn, man watet knietief durchs Wasser), hatte ich endlich einen Grund zum Umkehren gefunden und schwor mir, erstens bei schoenem Wetter wiederzukommen und zweitens einen wasserfesten Ueberzug fuer meine Hose zu kaufen, denn leider kann man sich im Fiordland nicht auf schoenes Wetter verlassen. Mit einigen meiner Arbeitskollegen bin ich nach der Arbeit hoch zu den Bowen Falls geklettert. Wenn ich vorher gewusst haette, was mich erwartet, haette ich ne Ausrede gefunden, nicht mitzukommen. Ich war sowieso schon kaputt, der Tag war anstrengend gewesen, danach war ich noch im Fitnessstudio und dann kletterten wir an Seilen steile Urwaldpfade, glitschige Felsen und Baumstaemme empor und ich fragte mich staendig, wie wir hier eigentlich heil wieder runterkommen. Ich musste Schritte machen, doppelt so gross wie die Spannweite meiner kurzen Beine, die Seile waren nass und dann balancierten wir noch kilometerweit auf einer Pipeline entlang. Habe ich schon erwaehnt, dass wir einen Australier dabei hatten, der das ganze barfuss gemacht hat? Belohnt wurden wir mit einem phenomaenalen Ausblick ueber den Fjord und wir sahen einen der Bowen Falls, den man von unten nicht sehen kann, weil das Wasser ueber einen Felsvorsprung nach unten donnert. Nach kurzer Verschnaufpause machten wir uns auf den Rueckweg und da fing das Unheil an. Es war leider schon recht spaet und es wurde recht schnell dunkel, so dass wir nicht mehr allzu viel sehen konnten. Meine Fuesse verkeilten sich ab und an in Wurzeln oder rutschten aus und so machte mein Hintern oefter mal Bekanntschaft mit Steinen, Urwaldboden oder anderem Untergrund. Schlimmeres passierte aber nicht und so trug ich eher zur Belustigung der anderen bei. Der Mond entschied sich spaeter noch, uns den Weg zu leuchten und so kamen wir doch noch sicher am Ausgangspunkt der Wanderung an. Die anderen, die schon vorausgelaufen waren, kamen mit Taschenlampen zurueck, um uns den Weg zu leuchten (der Mond muss ja nicht alles allein machen) und ich nahm dankbar eine Dusche. Am naechsten Tag hatte ich wahnsinnigen Muskelkater in den Armen (durch die Seilgeschichte…) und die taeglichen Arbeiten liesen sich nicht so leicht ausfuehren, wie normalerweise.
  6. Lagerfeuer: Ob das immer mit rechten Dingen zugeht, weiss ich nicht, schliesslich sind wir im Nationalpark und da sollte man mit Feuern vorsichtig sein, aber egal. Was das DOC nicht weiss, macht sie nicht heiss. Jedenfalls finden hier oefter mal Lagerfeuer statt und wenn man es clever anstellt, bringt man sich sein Essen in Silberfolie verpackt mit und bereitet es in der Glut zu. Schmeckt absolut lecker! Das letzte Lagerfeuer war besonders lustig und artete im Witzeabend aus. Meine Lachmuskeln machten an diesem Abend Ueberstunden!
  7. Wie das Leben so spielt, kommen und gehen die Leute an jedem Arbeitsplatz und so haben auch wir hier schon einige Leute verabschiedet. Red Boats feiert das Ausscheiden jahrelanger Mitarbeiter auf ganz besondere Weise und so finden zu diesen Anlaessen die Parties auf unseren Booten statt. Getraenke und Fresserei zahlt die Firma, was wohl ein Grund dafuer ist, dass diese Parties immer sehr spaet zu Ende gehen. Unsere Koeche kann ich dabei nur loben, denn das Essen ist immer spitzenklasse!
  8. cruises auf dem Milford Sound: Waehrend der Arbeit kann man die Landschaft nicht geniessen und an besonders stressigen Tagen kriegt man von der Umgebung gar nichts mit, besonders wenn man auf der ‚Pride of Milford’ arbeitet, unserem groessten Boot. Deswegen habe ich mir an meinem freien Tag mal ein Cruise auf unserem kleinsten Boot gegoennt, denn erstens muss ich nichts dafuer zahlen und zweitens wollte ich mal sehen, wie es ist, wenn nur 10 Passagiere anwesend sind. Alles sehr relaxt und die Crew ist zu beneiden!
  9. An meinem letzten freien Tag (und dem ersten Tag mit schoenem Wetter) entschied ich mich, ein Stueck die Milford Road hoch zu fahren und einen Spaziergang in der Naehe des Homer Tunnels zu unternehmen. Was ich dabei nicht wusste: der Regen der letzten Tage kam in hoeheren Regionen als Schnee vom Himmel und so waren die Berge und teilweise auch Taeler mit einer Schneeschicht bedeckt. Die Aussicht war atemberaubend! Der Homer Tunnel war wie immer ein Abenteuer, denn so ohne Beleuchtung, mit all seinen Schlagloechern und Ausweichbuchten, die viel zu klein sind, um zwei Busse im Tunnel einander passieren zu lassen, muss man immer auf alles gefasst sein. Auf der anderen Seite des Tunnels hielt ich an, um ein Foto zu machen und hatte sofort einen Kea auf meinen Seitenspiegeln sitzen. Er schaute interessiert ins Auto und ueberlegte wahrscheinlich schon, was er davon anknabbern kann, wenn ich das Fenster oeffne. Diesen Fehler machte ich nicht und so bot ich ihm den Job als meine Kuehlerhaubenfigur an. Er ging nicht weiter auf das Angebot ein und suchte sich unwissende Touristen, die er leichter hinters Licht fuehren kann. Auf dem Rueckweg setzte er sich noch mal auf meine Spiegel und probierte auch die angebotene Position aus aber als sich ein ganzer Bus mit Touristen naeherte, kuendigte er mir die Freundschaft und freundete sich mit den Touristen an. Irgendwas zu fressen gibt es da schliesslich immer!
  10. cleaning: Au ja! Nicht gerade meine Lieblingsbeschaeftigung, aber manchmal muss es eben sein. Habe nur ein sehr kleines Zimmer und da bricht schnell mal das Chaos aus. Auch die Gemeinschaftsraeume muessen von uns gepflegt und gesputzt werden, was wohl aber nicht zu den meisten der Bewohnern vorgedrungen ist. Nachdem ich an einen der verregneten freien Tage mal wieder das Bad geputzt hatte, brachte ich einen Zettel mit der Notiz an, dass sie sich mich als Putzfrau nicht leisten koennen und dass auch mal andere an der Reihe seien. Mal schauen, ob’s hilft.

Samstag, Oktober 07, 2006

Fiordland (Te Moana O Atawhenua) und Milford Sound (Piopiotahi)

Im Suedwesten Neuseelands treffen vier grosse Nationalparks aufeinander (1. Aoraki / Mt. Cook National Park 2. Westland National Park / Tai Poutini 3. Fiordland National Park 4. Mount Aspiring National Park). Zusammen bilden sie die New Zealand World Heritage Area (Te Wahipounamu) mit einer Gesamtgroesse von 2,6 Millionen Hektar. Diese Region, die zum Weltkulturerbe ernannt wurde, ist weltweit bekannt fuer seine kulturelle Wichtigkeit (Maori suchten hier nach dem bekannten Greenstone) und noch mehr fuer seine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie seine spektakulaere und atemberaubende Landschaft. Der Fiordland Nationalpark ist der groesste Neuseelands und ungefaehr zweimal so gross wie die anderen zusammen.

Die Einzigartigkeit des Fiordlands resultiert aus der Kombination aus hohen Gebirgen, heftigen Regenfaellen und dem Vorhandensein von Regenwald. Das viele Regenwasser (7-9 Meter pro Jahr) wird in die Fiorde gespuelt und bildet dort eine Suesswasserschicht, die auf dem schwereren Salzwasser schwimmt. Die Tannin befleckte Schicht verursacht einen Lichtfilterungseffekt, der ein spezielles Lebensumfeld fuer Organismen schafft, die normalerweise in der Tiefsee leben und hier nur wenige Meter unterhalb der Wasseroberflaeche gedeihen. Fiordland ist aus diesem Grund auch ein geschuetztes Meeresreservat mit Einschraenkungen fuer Fischerei und Tourismus. Kommerzieller Fischfang ist verboten und alle Boote, die auf den Fiorden des Fiordlands verkehren, benoetigen eine Genehmigung von der Umweltbehoerde. Dies geschieht zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt. So gibt es zum Beispiel Vorschriften dafuer, bis auf welche Entfernung man sich Delfinen und Walen naehern darf, wie man sich in ihrer Gegenwart zu verhalten hat oder auch dass die Entfernung jeglicher natuerlicher Dinge im Reservat verboten ist.

Das Fiordland ist ein recht unerschlossenes Gebiet mit einem duennen Strassennetz, denn gerade mal 2 der insgesamt 15 Fiorde sind ueber eine Strasse zu erreichen. Die restlichen Fiorde erreicht man nur ueber den Wasserweg oder mit dem Flieger/Hubschrauber. Das hat zur Folge, dass viele Tierarten ungestoert leben koennen und so war man im Jahre 1949 mehr als erstaunt, als man den laengst ausgestorben geglaubten New Zealand Takahe (Porphyrio mantelli) im Fiordland entdeckte. Der Takahe lebt in den Murchison Bergen und das DOC (Department for Conservation) hat sich der Erhaltung dieser farbenpraechtigen Voegel angenommen. Die Weibchen legen 1-3 Eier, brueten aber nur ein Ei aus, so dass die anderen verloren sind. Freiwillige vom DOC sammeln die Eier ein, brueten sie in bestimmten Brutstationen kuenstlich aus und nach erfolgreicher Aufzucht werden die Voegel in die Wildnis entlassen. Damit sie ungestoert leben koennen, sind die Murchison Berge fuer die Oeffentlichkeit unzugaenglich.

Unter dem Fiordland taucht die Australische Platte unter die Pazifische Platte, die dadurch emporgehoben wird. Die Suedlichen Alpen Neuseelands und das Fiordland sind Resultat dieser Plattenbewegungen und pro Jahr werden die Alpen 10-20 mm angehoben, das Fiordland um einige Millimeter weniger. Diese Kollisionen verursachen zahlreiche Erdbeben und statistisch gesehen gibt es pro Tag ein Erdbeben im Fiordland. Die meisten davon sind aber so schwach, dass man sie nicht spuert. In den letzten beiden Jahren gab es aber auch staerkere Beben, das staerkste war mit 7,2 auf der Richterskala zu verzeichnen.

Milford Sound ist der letzte der 15 Fiorde, die an der Westkueste Neuseelands entdeckt wurden. Grund dafuer ist seine Unscheinbarkeit vom Meer aus, denn der Eingang zum Fiord ist nur einige hundert Meter breit, so dass er vom damaligen Entdecker James Cook uebersehen wurde. Die Namensgebung ist irrefuehrend, denn Milford Sound ist ein Fiord, entstanden durch Gletscheraktivitaeten vor langer Zeit. Fiordland war fuer mehrere Millionen Jahre mit Eis bedeckt, das sich vor ca. 14.000 Jahren zurueck zu ziehen begann. Dieser Prozess war vor ca. 4000 Jahren abgeschlossen (man sieht also, dass Neuseeland geologisch gesehen ein sehr junges Land ist und eigentlich noch in den Kinderschuhen steckt). Das Eis formte die Taeler und man sieht deutlich Schleifspuren an den Felswaenden, die zwischen dem Eis und den Felswaenden eingeklemmte Felsbrocken verursacht haben. Das Wirken der Gletscher ist ueberall praesent und so sieht man die U-Taeler, haengende Taeler und Moraenen (vom sich zurueckziehenden Eis zurueckgelassene Felshaufen). Als das Eis schmolz, fuehlte Meerwasser den Fiord, der sehr tief ist und am Eingang mit ungefaehr 90 Metern am flachsten ist, weil dort der Gletscher zum Stillstand gekommen ist und alles vor sich hergeschobene Material liegen blieb.

Ein Sound hingegen ist ein durch Flussaktivitaeten geformtes Tal, bei dessen Entstehung Gletscher keinen Einfluss hatten. Da die damaligen Entdecker und Namensgeber noch nicht wussten, wie der Kuesteneinschnitt entstanden ist, gaben sie ihm faelschlicherweise die Bezeichnung Sound, was bis heute beibehalten wurde.

Freitag, Oktober 06, 2006

Die ersten Tage im neuen Job

Nach einer knappen Woche Herumreisen durch die Suedinsel bin ich im Milford Sound angekommen und am Montag den 18.9. hatte ich mit 9 anderen Anfaengern (genannt die „Newbies“) meinen ersten Arbeitstag. Dieser bestand nur aus buerokratischem und organisatorischem Kram und so besprachen wir unseren Arbeitsvertrag und gingen andere wichtige Angelegenheiten durch. Milford Sound ist eine sehr kleine Gemeinde, in der fuer die kleine Gegend recht viele Menschen auf engem Raum zusammenleben und da gibt es einige Regeln zu beachten, damit dieses Zusammenleben funktioniert. Wir bekamen auch eine Exklusivfuehrung durch Milford Sound mit Vorstellung jedes einzelnen Hauses und ich war erstaunt, wie gross die Gegend ist und wie viele Dinge ich bei meinen vorherigen Besuchen gar nicht wahrgenommen hatte.

Die ersten Tage zog das Wetter gleich alle Register und es regnete aus Gieskannen. Man haette zur Arbeit schwimmen koennen! Am Dienstag war uns das noch ziemlich egal, da waren wir sowieso „indoors“ bei einem Kundenservice-Seminar, damit wir lernten, worauf es bei unserem Job wirklich ankommt. Am naechsten Tag erfuhren wir, dass die Milford Road wegen akuter Lawinengefahr gesperrt sei und unser Lehrer aus diesem Grund nicht anwesend sei und das aus diesem Grund das Training auf dem Boot beginne. Der viele Regen hatte den Schnee auf den Gipfeln der Berge zu nass und schwer gemacht und deswegen waren die Schneemassen in Bewegung. Um der Lawinengefahr aktiv zu begegnen, wird die Gegend mit dem Hubschrauber abgeflogen, akute Lawinenzentren ausfindig gemacht, Sprengladungen angebracht und die Lawinen kuenstlich in Bewegung gesetzt. Nach Aufraeumen und Saeuberung der Strasse wird diese wieder geoeffnet. Dies dauerte aber aufgrund der stark anhaltenden Regenfaelle noch 2 weitere Tage. Abends hoerte ich einige Lawinen die Berge runterdonnern, was schon ein beaengstigendes Gefuehl sein kann! Nebenbei bemerkt, wenn die Strasse gesperrt ist, kommt auch keine Post und keine Lebensmittel nach Milford, sodass wir immer hoffen, dass die Sperrung nicht von langer Dauer ist.

Das gute daran war, dass das Training auf dem Boot zeitiger begann als geplant, denn das Seminar war schon recht langatmig. Aufgeteilt in zwei Gruppen und eingesetzt auf zwei verschiedenen Booten bekamen wir erstmal einen intensiven Einblick in das Innere und Aeussere eines Bootes und stiegen in jede Luke und durch jede Schleusentuere. Wohlgemerkt, die Strasse war gesperrt, so dass auch keine Touristen da waren. Somit hatten die Skipper jede Menge Zeit fuer uns und die vielen Sicherheitsdrills. Wir lernten wie man das Boot sicher und fest am Steg vertaeut, wie man das Boot bei Ausfall der Steuerung manuell steuert (aus dem Maschinenraum heraus – man ich sage Euch, ist das laut da unten!), wie man das Boot bei Bewustlosigkeit des Kapitaens sichert, was man bei Feuer/Kollision mit anderen Booten oder Aufgrundlaufen tut, wie man sich verhaelt wenn Passagiere ins Wasser fallen und wie man das Boot schnell und geregelt im Notfall verlaesst (was hoffentlich nie passieren wird- denn ich will keine zoegernden Leute ins Wasser schubsen!). Nebenher mussten wir immer wieder die Fragen der Skipper nach der Anzahl und Standorte der Feuerloescher und Rettungsringe und anderen Equipments beantworten. Nach 3 Tagen war die Strasse wieder geoeffnet, sodass auch wieder Cruises stattfanden. Unsere erste Bewaehrungsprobe am ‚lebenden’ Objekt und eine willkommene Abwechslung. Teilweise hatten wir mehr Crew auf den Booten als Passagiere und somit waren die Cruises recht relaxt.

Was kann ich zu meinen Arbeitskollegen sagen? Wir sind eine recht internationale Truppe, wobei die meisten aber trotzdem von Hause aus englischsprachig sind. Einige Koeche und Kuechenhilfen kommen von den Philippinen, der neue Kuechenchef kommt aus Frankreich (er loest einen Deutschen ab, der nach knapp 4 Jahren einen neuen Job antritt), eine der Newbies kommt aus der Tschechei und dann haben wir noch Seiko, die Japanerin, die uns leider bald verlaesst. Ansonsten haben wir Kiwis, Iren, Schotten, Suedafrikaner, Amis und auch Australier. Ich gehoere mit meinen 27 Jahren schon zur aelteren Generation hier, denn die meisten sind gerade mal knapp ueber 20. Die meisten trinken wie die Schluckspechte, weil sie sonst mit ihrer Zeit nichts anzufangen wissen. Witzig dabei finde ich immer, wie die meisten Maedels zum Fruehstueck gerade mal eine Kiwi oder einen Apfel verdruecken, weil sie ja auf ihre schlanke Linie achten muessen, abends schuetten sie aber mit dem Alkohol Unmengen von Zucker in sich hinein. Naja, ich hingegen spare mein Geld lieber und gehe ins Fitnesstudio, das wir kostenlos nutzen koennen, da hab ich mehr davon!