Sonntag, Juli 16, 2006

Fussball, Fussball und zwischendurch mal Rugby

Und wieder ist ein ereignisreicher Monat ins Land gegangen. Die Ereignisse fasse ich mal zusammen. Auf der Suche nach Arbeit habe ich mich bei verschiedenen Zeitarbeitsfirmen beworben, habe mich bei Vorstellungsgespraechen und Computer- Eignungstests bewaehrt und einige kleinere Jobs angeboten bekommen. Seit knapp 2 Wochen arbeite ich bei Statistics New Zealand und bearbeite die Frageboegen, die am 7.3.2006 von jedem ausgefuellt werden mussten, der sich in Neuseeland aufhaelt. Der Job macht Spass, man trifft viele Leute und zwischendurch gibt es einige Gymnastikpausen, in denen die von der Computerarbeit eingeschlafenen Muskeln und Gelenke daran erinnert werden, fuer welche Bewegungen sie uspruenglich vorgesehen waren.

Mit Jana habe ich weiterhin der Fussballleidenschaft gefroehnt und wir haben uns zu ausgewaehlten Spielen in den Pub unseres Vertrauens begeben. Besonders ereignisreich war das Spiel Portugal gegen England, weswegen ich davon berichten moechte. Auf die Gefahr hin, verbale Attacken hinnehmen zu muessen, muss ich mich als Englandfan outen - der englische Fussball interessiert mich eben. In einem Pub mit groehlenden, saufenden und Schlachtliedern singenden Englandfans zu sitzen, ist allerdings alles andere als ein Vergnuegen. Mit der Zeit war es einfach nur noch widerlich und nervenaufreibend. Und meine Guete, koennen die laut sein! Das ganze Spiel hindurch wurde jeder Angriff der Englaender bejubelt, vergebene Torchancen betrauert und Angriffe der Portugiesen ausgebuht. Untermauert wurde das Gebruell von “Ingeland, Ingeland” und “Britania” Rufen. Die Stille nach dem verlorenen Elfmeterschiesen war schon fast unheimlich und nach dem Jana ihrem Jubel fuer den portugiesischen Sieg lautstark von sich gegeben hatte, machten wir uns lieber aus dem Staub.

Nach dem die WM nun leider nicht nach unseren Vorstellungen geendet hat und auch mit Italien und Frankreich zwei Teams im Finale standen, die ich beide nicht dort sehen wollte, kehrt nun endlich wieder Normalitaet und Ruhe in unser Leben ein. Rechtzeitig, um sich nun wieder dem Rugby zu widmen. Am 8.7. haben Jana und ich die langersehnte Chance genutzt und haben uns die All Blacks live im Christchurcher Jade Stadium angeschaut. Neuseeland spielte gegen Australien und wir hatten ein paar Aussies hinter uns sitzen. Sehr unterhaltsam kann ich nur sagen! Erstaunlicherweise recht musikalisch traellerten sie ihre Nationalhymne mit (kamen natuerlich nicht gegen die Stimmgewalt der Neuseelaender bei ihrer Hymne an) und sonst hatte ich das Gefuehl, dass alle australischen Spieler auf den Namen Goerge getauft wurden. Staendig wurde ‘George’ fuer sein tackling (Angriff), seinen Wurf usw. gelobt. Es nervte mit der Zeit (vorallem, weil es nichts zu loben gab!). Wir waren natuerlich auch fuer den Haka gekommen und dieser erschuetterte das Stadium. Echt beeindruckend! Die All Blacks gewannen, fast alle waren happy und beim Nachhauselaufen verfluchte ich Massenveranstaltungen dieser Art. Das kann eben nicht geordnet ablaufen, wenn 39.000 Leute gleichzeitig Strassen und Buergersteige benutzen woollen.

Im Uebrigen habe ich letztens in einem (nicht ganz Ernst zu nehmenden) Rugbybuch fuer Frauen nachgelesen, worum es beim Rugby wirklich geht. Goldene Regel: “Alles, was Dein Team tut, ist richtig. Alles, was das gegnerische Team tut, ist falsch.” Was man als Frau unbedingt vermeiden sollte, wenn man Rugby mit Maennern schaut und halbwegs Ernst genommen werden moechte, sind Aussprueche wie “Autsch!”, “Haeh?” (als Ausdruck des Nichtverstehens) oder “Der ist aber suess!”. Im schlimmsten Fall (also wenn man mal wieder nichts versteht) einfach ueber die gegnerische Mannschaft (beachte die Goldene Regel!) und vorallem den unfaehigen Schiedsrichter schimpfen, da kann man nichts falsch machen! So einfach ist das…

Dass Fussballspieler als Schwuchteln und Weicheier bezeichnet werden, moechte ich nur am Rande erwaehnen. Wenn man sich die Italiener bei dieser WM angeschaut hat, moechte man ihnen am liebsten einen Oskar fuer ihre hervorragende schauspielerische Leistung ueberreichen und insgeheim hoffen, dass sie mal eine Trainingseinheit mit einem Rugbyteam absolvieren muessen. Das wuerden sie dann allerdings wirklich nicht unbeschadet ueberleben….