Montag, November 05, 2007

Ausflug der Milford Mädels zum Doubtful Sound

Schon seit einigen Wochen geplant, fand vom 29.-30.10. der langersehnte Ausflug zum Doubtful Sound statt und mit von der Partie waren Pavlina, Sara, Helen und meine Wenigkeit. Früh am Montag morgen brachen wir mit meinem Auto Nancy auf in Richtung Te Anau, wo wir erst mal bei aller schönstem Sonnenschein ein ausgiebiges Frühstück genossen und ein paar Kleinigkeiten einkauften. Danach gings weiter in Richtung Manapouri, wo wir bei Real Journeys eincheckten und die restliche Zeit bis zur Abfahrt mit Warten in der Sonne verbrachten. Schon hier fielen wir auf wie bunte Kühe, weil wir eben Spaß hatten und lauthals lachten, während andere Leute eher aussahen, als wollten sie zu einer Beerdigung. Der Bootstrip über Lake Manapouri zum West Arm zog sich ewig, aber bei schönem Wetter und guter Laune lässt sich das verkraften. Das unterirdische Kraftwerk wurde uns diesmal glücklicherweise erspart und so saßen wir schon bald in einem Bus in Richtung Deep Cove, wo die Boote vertaut sind. Auch hier war der Spaßfaktor enorm hoch und als wir am Wilmot Pass Lookout anhielten, um Fotos vom Doubtful Sound zu schiessen, steckten wir wohl endlich auch den Rest der Busladung mit guter Laune an.

In Deep Cove angekommen, gelang uns eine große Überraschung, denn wir kannten 3 Crewmitglieder von Milford Sound und sie hatten keinen blassen Schimmer, dass wir uns angekündigt hatten. Die Wiedersehensfreude war riesig! Jayne, Ria und Ben guckten nicht schlecht, als wir an board der Navigator gingen und zwischendurch gesellten sie sich immer wieder zu uns, um ein Pläuschen mit uns zu halten. Nach allgemeinen Willkommensworten und Sicherheitsinstruktionen des Kapitäns gings endlich los und wir tummelten uns auf allen Decks und Aussichtsplattformen, um Fotos zu schiessen (Fotos fielen in meinen Verantwortungsbereich) und die Landschaft zu geniessen. Zwischendurch gabs eine kleine Verstärkung in Form von leckeren frischen Muffins und ein paar Stunden später gabs leckere Suppe. Danach stand uns zur freien Auswahl, ob wir lieber kayaken oder mit dem Beiboot auf Erkundungstour gehen wollen und so entschieden wir uns fürs Aktivere von beiden und hievten uns von der Rückseite des Bootes in die kayaks. Einige Passagiere waren besorgt, sie könnten naß werden und nahmen die angebotenen Mülltüten dankend an, die sie sich über die Beine legen konnten (weil man sich mit den eigenen Paddeln naß machen könnte). Nachdem ich mit felsenfester Überzeugung die Fronten geklärt und verkündet hatte, dass Mülltüten für Weicheier seien, gings endlich los. Die Gruppe war leider etwas groß und bei nur 2 kayak guides und fast 30 kayaks blieb nicht viel Zeit und Möglichkeit, die Bucht zu erkunden, aber wir ergriffen trotzdem die Gelegenheit, ein paar Fotos zu schiessen, Sandflies zu bekämpfen und uns gegenseitig zu jagen. Nach knappen 45 Minuten gings leider schon wieder zurück zum Boot, wo einige Mutige noch ein Bad im eiskalten Wasser nahmen (darunter natürlich auch Pavlina, sie kann es eben nicht lassen!) und anschließend gabs endlich Abendbrot. Das Büffet war hervorragend, so viele Leckereien machten uns die Auswahl nun wirklich nicht leicht und als wir bereits der Meinung waren, nichts ginge mehr rein, schaffte die Crew die vielen verschiedenen Desserts heran und auch die mussten natürlich alle probiert werden, weil man zu solchen Köstlichkeiten eben nicht nein sagen kann. Völlig überfressen und bewegungsunfähig rollten wir uns den Rest des Abends vom einen Ende des Bootes zum anderen und lauschten einem unvergesslich lustigen und informativen Beitrag vom Nature Guide Ben.

Komplett verständnislos über uns selbst lagen wir bereits 10.30 sichtlich erschöpft im Bett, quatschten aber noch ne halbe Ewigkeit und schauten uns meine Fotos und gedrehten Videos vom Baden im Fiord an. Unser Gekichere wurde sogar noch nebenan von Ria vernommen, die bereits in ihrem Bett lag, weil es für sie wieder früh am nächsten Morgen rausging. Geplant war eigentlich, früh am Dienstag aufzustehen, um den Sonnenaufgang zu beobachten, aber leider machte uns das schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung, das im Laufe der Nacht in den Doubtful Sound gezogen war. Es war sehr windig und regnete und alles war grau – keine idealen Voraussetzungen fürs Beobachten von Sonnenaufgängen. Wir Milford Mädels sind natürlich solches Wetter gewohnt und wissen es zu schätzen und so ließen wir uns die Laune nicht verderben und machten uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg zu allen Decks und Aussichtsplattformen und strotzten Wind und Wetter. Pavlina meinte irgendwann ganz richtig, dass man ganz genau sagen kann, dass wir von Milford Sound kommen, weil wir die einzigen Leute waren, die stundenlang im Regen standen und denen es nichts ausmachte.

Die Crew arbeitete derweil recht hart, denn sie mussten alle Betten an Board machen, bevor wir zurück zum Hafen kamen. Das geschah um 9.45 Uhr und wir bestiegen wieder den Bus zum West Arm. Weil es der letzte Tag der Schicht für die Crew war (sie arbeiten 7 Tage und haben 7 Tage frei, sind dafür aber auch 24 Stunden auf dem Boot), saßen sie mit uns im Bus und später auch im Boot über Lake Manapouri. Die Rückfahrt war grauenvoll lang, ich schlief beinahe ein und alle anderen waren auch ziemlich müde. Liegt wohl daran, dass wir nachts auf dem Boot nicht wirklich geschlafen haben. Man hat das Gefühl zu schlafen, ist aber nur in einer Art Ruhezustand. Der Körper braucht wohl ne Weile, um sich an das Geschaukel zu gewöhnen.

In der Zwischenzeit hatten wir erfahren, dass die Schlechtwetterfront natürlich auch Milford Sound erreicht hatte und die Milford Road gesperrt wurde. Aufgrund der Erdbeben der letzten Wochen haben sich einige der bekannten Lawinenabgänge bzw. Lawinenrouten verschoben und sind somit nicht mehr für die Experten vorhersehbar, was das Befahren der Strasse sehr gefährlich macht. Wir verbrachten die Nacht im Haus von Helen’s Dad in der Nähe von Te Anau und machten uns am morgen in aller Frühe (5.30 Uhr!!!) auf in Richtung Milford, ohne zu wissen, ob sie die Strasse überhaupt öffnen würden. Helen musste unbedingt an diesem Tag auf Arbeit sein und da sie für die kleinere Firma Cruising Milford arbeitet und sie keinen Ersatz für sie haben, mussten wir es eben riskieren. Gegen 7.15 Uhr kamen wir an der geschlossenen Schranke im Hollyford Valley an und nun galt es, geduldig zu sein und zu warten. Da wir alle recht müde waren, taten wir das einzig sinnvolle – wir pennten im Auto. Nach einer Stunde erwachte ich, weil ich ein Auto vorbeifahren hörte. Es war ein Mitarbeiter von Te Anau Works, die für die Sperrungen verantwortlich sind. Wir befragten den Fahrer und er teilte uns mit, dass die Strasse um 11 Uhr geöffnet wurde. Good news, aber leider ist es erst 8.30 so was tun? Wir fuhren zu Gunn’s Camp, das ein paar Kilometer entfernt ist und von Helen und Bill geführt wird. Wir alle kennen die beiden, denn sie sind die Eltern von zwei Arbeitskollegen und so wurden wir freudig empfangen und im Wohnzimmer mit Tee und Leckereien verwöhnt. Wir quatschten über Gott und die Welt, ich half Helen mit dem Sortieren ihrer Souvenirs (die sie in ihrem Shop verkaufen) und Bill genoss es sichtlich, einige seiner vielen Storys zu Gehör bringen zu können. Dabei hatten wir immer ein Ohr am Funkgerät, das uns News über die Straße lieferte.

Kurz vor 11 dann die erfreuliche Nachricht und so machten wir uns wieder auf den Weg zur Absperrung, die bereits geöffnet wurde, als wir dort ankamen. Den restlichen Weg zum Milford Sound tuckerte ich einem Reisebus hinterher, worüber ich nicht besonders glücklich war, aber ändern konnte ich es sowieso nicht. Gegen 11:30 kamen wir in Milford an, ich fuhr Helen und Sara nach Hause, die sich zum Arbeiten fertig machen mussten und um Punkt 12 Uhr setzte ich sie auf Arbeit ab. Pavlina hatte in der Zwischenzeit Mittag gekocht und so ließen wir den Tag gemütlich ausklingen, während die zwei anderen arbeiten mussten.

Nun muß ich ständig die Frage darüber beantworten, ob ich nun Doubtful oder Milford Sound schöner finde und ich kann nur sagen, dass dies so einfach nicht zu beantworten ist. Sie haben beide ihren Reiz und Besonderheiten und es ist wohl nur fair zu sagen, dass sie unterschiedlich sind und dass es auf alle Fälle Wert ist, beide zu sehen.