Montag, Februar 13, 2006

Kaikoura II

Seit 8. Februar arbeite ich nun im Craypot (Bar+Cafe) als 'kitchenhand' (Kuechenhilfe). Zu meinen Aufgaben gehoert das Vorspuelen des Geschirrs (bevor es im Geschirrspueler landet), Weggraeumen des sauberen Geschirrs, Zubereiten der Desserts (sieht immer sehr lecker aus!), Vorbereiten der Salate, Herstellen von Vinegretts, backen von Muffins, kurzum: ich muss dem Koch bei allem zur Hand gehen. Es gibt Zeiten, da wuenscht man sich ein zusaetzliches Paar Arme, weil man nicht alles gleichzeitig bewaeltigen kann. Das dreckige Geschirr stapelt sich, dem Koch gehen die sauberen Pfannen aus und dann muessen auch noch schnellstmoeglich 5 Desserts zubereitet werden. Hut ab an alle Leute, die in Restaurants arbeiten!

Zum Glueck schliesst das Craypot 10 Uhr, so dass ich es mir kurz nach 10 mit ziemlich mueden Beinen erstmal mit einer Tasse Tee im hostel auf dem Sofa bequem mache. Nach ein bisschen lesen gehts dann meist ins Bett.

Zu folgendem Kommentar von Tina ("Mensch Katja, Du hast ja gar nicht die 5pm-creamcakes erwaehnt, das sind die Ueberbleibsel der Baeckerei, die neben dem Hostel liegt. Ok, ich muss es einfach verraten: Katja hat sich gestern davon ZWEI genommen!!! ;-) Tschuldigung Katja, das musste einfach raus lol ") moechte ich kurz verteidigenderweise Stellung nehmen und auf das nebenstehende Foto verweisen. Diese Notiz fand ich in meinen Vorraeten und die "gierige Tina" teilt mir darauf mit, dass sie sich 2 Cookies genommen hat (spaeter muendlich zugefuegt:"oder waren es 5?"). Und was ist eigentlich aus dem Kuchen geworden, den Du eigentlich fuer Karina bei Seite gelegt hast? Ich glaube, den hat sie nie zu Gesicht bekommen...
Ihr seht, wir schlemmen was das Zeug haelt, lassen es uns also gut gehen.

Damit dies nicht allzu ernste Folgen hat, haben Tina und ich nun schon 2x unseren inneren Schweinehund ueberwunden und sind sehr frueh aufgestanden, um noch vor dem Putzen eine Stunde Fahrrad zu fahren. Die Folgen sind erstaunlich: man fuehlt sich fit, hat ein gutes Gefuehl dabei und kann deswegen auch mal 1 Cookie mehr essen. Tina greif zu!

Am Valentinstag hatte ich einen day-off, musste nicht putzen und auch nicht in der Bar arbeiten und beschloss deshalb, einen Tagestrip zu machen, um mal aus Kaikoura rauszukommen. Das einzig naheliegende ist Hanmer Springs, deswegen fuhr ich dorthin. Der Ort an sich ist unspektakulaer und ziemlich langweilig, aber die Fahrt dorthin ziemlich aufregend. Man faehrt duch die neuseelaendischen Alpen und kann einen tollen Ausblick auf die Berge geniessen. Leider wirkt das ganze auf Fotos nicht besonders, deswegen habe ich schweren Herzens nicht sehr viele Foto-Stops gemacht.

Dienstag, Februar 07, 2006

Kaikoura (01.02.-...)

Mit dem Wassertaxi gings zurueck nach Picton, wo ich erstmal eine kleine Ewigkeit beschaeftigt war, die zahlreichen SMS der letzten Woche zu beantworten, die mir nicht zugestellt werden konnten, weil ich auf Tawa Cove keinen Empfang hatte.

Danach entschied ich mich, nach Kaikoura zu fahren. Aus mir selbst nicht erklaerlichen Gruenden fuhr ich an jeder Tankstelle vorbei, die ich waehrend der Fahrt erblickte, obwohl ich genau wusste, dass ich unbedingt mal tanken muss. Mit abnehmendem Tankinhalt wurden die Ortschaften immer kleiner, beherbergten also auch keine Tankstellen, so dass ich irgendwann ratlos auf meine blinkende Tankanzeige schaute. Ich verfluchte mal wieder mich selbst und danach den AA, bei dem ich anrief, um zu erfahren, wo die naechste Tankstelle ist und ob sie mir sagen koennen, wie lange man mit einer blinkenden Tankleuchte fahren kann. Beides wurde mir nicht beantwortet, ich erhielt nur den gutgemeinten (?) Rat, so lange zu fahren, bis ich stehen bleibe, dann koennten sie mir Hilfe schicken. Naja, jedenfalls haben sie mir Glueck gewuenscht (und wahrscheinlich insgeheim ueber mich gelacht).

Mit mehr Glueck als Verstand habe ich es tatsaechlich bis nach Kaikoura geschafft, wo ich mit breitem Grinsen zur naechsten Tankstelle fuhr. Ich bat den Tankwart vollzutanken und war selbst ganz erstaunt, wieviel Liter in meinen Tank passen. Der Tankwart hat sich gleich entschuldigt, weil er dachte, zuviel reingelassen zu haben. Zum Abschied wuenschte er mir viel Glueck und "take care, darling". Der war wirklich goldig!

Ich entschied mich, die folgenden Naechte im Auto zu schlafen, weil mir die Stadt, die an fuer sich gar nicht so gross ist, nach der paradisischen Abgeschiedenheit trotzdem zu hektisch war. Fuer die 3. Nacht checkte ich mal wieder in ein hostel ein, um zu duschen, meine Akkus aufzuladen (ohne Musik bin ich schliesslich aufgeschmissen) und Klamotten zu waschen. In dem hostel stieg dummerweise am selben Tag eine ganze Busladung Jugendlicher ab, so dass an Nachtruhe nicht zu denken war.

In der Stadt traf ich zufaelligerweise auf meine alte Reisegefaehrtin Tina, die hier fuer einige Wochen bleiben moechte, um Geld zu verdienen und sie verhalf mir zu einer work-for-accomodation-Stelle in der Dusky Lodge (arbeiten fuer Unterkunft). Dort bleibe ich nun erstmal fuer eine Weile und reihe mich allmorgendlich in das Putzgeschwader ein, um Zimmer, Kuechen und unzaehlige Baeder zu reinigen. Die Arbeit ist nicht allzuschwer und macht mit all den Leuten sogar Spass. Wir sind ne lustige Truppe aus aller Herren Laender und lassen uns die Laune nicht vermiesen. Im Gegenteil!

Das Gute ist, dass viele cleaner noch Jobs in Restaurants und Cafes haben und was dort uebrig bleibt, bringen sie dann mit ins hostel, wo es von allen verzehrt wird. Das spart Geld aber leider muss ich feststellen, dass es auch sehr zum Essen aus Langeweile verleitet. Ich muss mich also zusammenreisen.

...wird fortgesetzt... denn ich bin noch immer in town

Donnerstag, Februar 02, 2006

Queen Charlotte Track / Tawa Cove (25.01.-01.02.2006)

Noch waehrend meines Aufenhalts in Richmond machte ich meinen naechsten Aufenthalt dingfest, der diesmal auf dem vielgepriesenen Queen Charlotte Track stattfinden sollte, der jaehrlich von vielen tausenden Wanderlustigen besucht wird. Ich arbeitete fuer Unterkunft und Verpflegung in der Tawa Cove, einer luxurioesen Bleibe, die 2 Paaren Unterkunft bietet. Nigel, der Eigentuemer lebt auch dort und zwar mit seinem lebhaften Hund Bert (ein Welpe mit viel ueberschuessiger Energie und so suess, dass ich ihn am liebsten mitgenommen haette! - mein liebster Seppl moege es mir bitte verzeihen!!!).

Es fuehren keine Strassen zur Unterkunft, man gelangt nur mit dem Wassertaxi dorthin. Auf der Hinfahrt war die See so stuermig, dass ich es bereute, vorher Fish&Chips gegessen zu haben, das Boot flog regelrecht ueber die hohen Wellen und schlug unsanft wieder auf. War ich froh, als ich endlich da war!!!

In Tawa Cove war alles sehr relaxt, arbeiten musste ich nur fuer ein paar Stunden am Tag und ich habe ein wenig im Haus geholfen, sauber gemacht, mich um die Waesche gekuemmert und mal wieder Unkraut bekaempft. Die Nachmitte hatte ich zu meiner freien Verfuegung und so bin ich entweder ein Stueck des Queen Charlotte Tracks gelaufen, war kajaken, habe gefaulenzt oder war mit Nigel auf dem Boot unterwegs, um Seeloewen und Wasservoegel zu beobachten.

Tawa Cove ist das Paradies pur und falls mal jemand nicht weiss, wo er Urlaub machen soll (und zufaellig gerade in der Gegend ist), kann ich diesen Platz nur empfehlen. Nigel vermietet auch eine Honeymoon-Suite (Flitterwochen), die traumhaft schoen ist.

Es fiel mir wirklich unheimlich schwer, diesen abgeschiedenen und ruhigen Ort nach einer Woche zu verlassen.

Mittwoch, Februar 01, 2006

Picton, Nelson, Richmond (17.01.-25.01.2006)

12 Uhr stand ich mit meinem "Wolfgang" am Bluebridge Terminal und wartete darauf, an Bord gehen zu koennen. Nachdem das Auto im Bauch der Faehre geparkt war, ging ich in den Passagierbereich und suchte mir draussen einen sonnigen Platz und cremte mich vorsorglich schon mal ein. Das haette ich mir auch sparken koennen, denn der Wind blies waehrend der Fahrt so stark, dass ich mich nach drinnen verzogen habe. Die Fahrt dauerte 3 Stunden und 20 Minuten, blieb also genug Zeit, etwas zu essen und endlich mal wieder ein paar Postkarten zu schreiben.

1 1/2 Stunden vor planmaessiger Ankunft ging ich wieder nach draussen, denn wir fuhren in die atemberaubenden Sounds ein. Je weiter wir kamen, umso mehr waren wir links und rechts von Gebirge umgeben und fuhren an traumhaften Buchten vorbei. Da der Wellengang an der Landmasse enormen Schaden anrichtet, herrscht in den Sounds eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 18 Knoten (habe mir sagen lassen das sind ca. 30 km/h) fuer die kommerzielle Schifffahrt (baeh 3 x f!), weshalb es gluecklicherweise nicht mehr so windig war. Das Deck fuellte sich und als wir in Picton einfuhren, standen fast alle Passagiere staunend und fotografierend auf dem Vorderdeck.

Ich verliess die Faehre und stattete dem Touristinfocenter von Picton einen Besuch ab, sammelte Broschueren ein, erfuhr dass die Apfelernte in Nelson erst Mitte Februar beginnt und machte daher nach einigen erfolglosen Telefonaten einen wwoof-Aufenthalt in Richmond, nahe Nelson, sicher. Da ich am naechsten Tag kommen sollte, suchte ich mir einen Campground und schlief die Nacht im Auto.

Der naechste Tag begann mit Regen und endete leider auch so. Ich liess mir fuer die Zeit von Picton nach Richmond viel Zeit, kam bei meinen hosts Pip und Janie am Nachmittag an und den Abend verbrachten wir damit, uns kennenzulernen. Die naechsten Tage ging ich Pip bei den verschiedensten Aufgaben zur Hand: beim Isolieren eines von ihnen vermieteten Ferienhauses mit Styrophor, beim Unkraut zupfen, Kartoffeln ernten (2 Eimer voll mit Minikartoffeln!), Tueren streichen, Tomaten pflanzen, Feuerholz fuer den Winter saegen und stapeln und beim Vorbereiten fuers Scheren der Schafe.

Die Feuerholz Geschichte glich einer Neverending Story, denn damit war ich fast jeden Tag beschaeftigt. Pip erklaerte mir, dass sie ca. 10-15 Baeume brauchen, um ueber den Winter zu kommen. Da gibt es einiges an Holz zu stapeln und ich kann mich inzwischen ohne Uebertreibung als Profi- Holzstapler bezeichnen (allerdings nicht als Hochstapler!).

Viele Touristen zahlen viel Geld fuer eine Sheep-Shearing-Auffuehrung, ich bekam das ganze gratis und in voller Action mit, denn ich durfte mithelfen. Pip schert die Schafe nicht mehr selbst, dafuer kommt ein professioneller Shearer, der pro Schaf 1.60 Dollar verlangt. Die Arbeit ging zuegig voran und nach knapp 2 Stunden waren 61 Schafe nackig. Geschoren wurde in der Shearing Shed wo die Schafe schon alle im Gatter mehr oder weniger erfreut darauf warteten, geschoren zu werden. Der Shearer ging ins Gehege, schnappte sich ein Schaf, griff unter dessen Vorderbeine und schleifte es auf den Hinterbeinen heraus, wo es auch schon mit dem Scheren losging. Je nach Widerstand des Schafes glich das Ganze einer Wrestling Auffuehrung und die Schafe waren mehr als froh, als sie endlich gehen durften. Pip griff sich die in einem Stueck abgeschorene Wolle, die ordentlich verpackt wurde und ich war fuers Aufsammeln der kleinen Wollstuecke zustaendig, die aufgrund schlechterer Qualitaet weniger wert sind. Die Laemmer, deren Wolle noch keine hohe Qualitaet hat, wurden getrennt von den erwachsenen Schafen geschoren und waren zum Schluss dran. Ich durfte auch mal ran und habe mir das kleinste Laemmchen geschnappt und auf den Hinterbeinen rausgezogen. Mit einem erwachsenen Schaf haette ich das nicht machen koennen!
Das ist es, was das Arbeiten auf einer Farm oder bei einer Familie ausmacht, man nimmt am taeglichen Leben teil und sieht/tut Dinge, die einem vorher unbekannt waren.

Wellington (12.01.-17.01.2006)

Am Donnerstag machte ich mich nach einer sehr stuermigen und daher fast schlaflosen Nacht im Auto auf den Weg nach Wellington. Zu allem Ueberdruss begann es zu regnen und sollte erst am spaeten Nachmittag wieder aufhoeren.

Kurz vor Wellington ist in einem grossen Park die Stelle zu bewundern, wo vor einigen Jahren Peter Jackson und Crew Szenen fuer Lord of the Rings' Rivendell (Bruchtal) gedreht haben. Zugegeben, haette dort nicht eine Schautafel gestanden, ich waere dran vorbeigelaufen.

In Wellington angekommen, kaempfte ich mich erstmal ohne kartenlesenden Beifahrer durch den Grosstadtdschungel und brauchte eine halbe Ewigkeit, bis ich mein Hostel fand. Dort las ich in einer Backpackerzeitschrift, dass ein kleines Hostel einen Manager sucht. Bin sofort hingefahren, aber leider war die Stelle schon vergeben.

Da Wellington fuer Autofahrer aufgrund der hohen Parkgebuehren ein recht teures Pflaster ist, fuhr ich bis 18 Uhr in der Gegend rum, denn von 18-8 Uhr ist Parken umsonst. Das bedeutete allerdings, dass ich am naechsten Tag 8 Uhr in der Frueh am Automaten stand, um ein Ticket zu kaufen.

Die folgenden Tage habe ich alle Sehenswuerdigkeiten abgeklappert, die mir wichtig erschienen: Mt. Victoria (tolle Aussicht ueber die ganze Stadt), die historischen Gebaeude Old St. Paul's Cathedral, Government Buildings und Premier House, Beehive, Cable Car, Botanical Gardens... Im Te Papa, Neuseelands Nationalmuseum, habe ich knapp 6 Stunden zugebracht, ohne alles gesehen zu haben. Der Hunger trieb mich nach Hause. Nach 3 Naechten habe ich das Hostel gewechselt, weil es dort (hart umkaempft!) Parkplaetze fuer die Gaeste gab. Nachteil des Hostels war die starkePraesenz von deutschen Gaesten, das ist manchmal wirklich nicht auszuhalten.

An einem Abend bin ich mit einem Englaender ein Bier trinken gegangen. Er kommt aus Bristol und als ich ihm erzaehlte, dass ich schon mal dort war und es ganz nett fand, war er ganz happy. Wer mich naeher kennt, weiss dass ich normalerweise kein Bier trinke. Das neuseelaendische Bier schmeckt aber fast wie Wasser, sogar ich habe mich daran gewoehnt!

Fuer alle, die auch was lernen wollen, der Sitz der Regierung wurde 1865 von Auckland nach Wellington verlegt, weil Wellington zentraler ist und fuer die Bewohner der Suedinsel besser zu erreichen ist. Auch das ist ein Grund fuer die anhaltenden Antisympathien der Aucklander gegen die Wellingtoner und umgekehrt. Als mich jemand fragte, wie mir Wellington gefaellt und ich wahrheitsgemaess antwortete, dass ich es schoener als Auckland finde, bekam ich die Antwort :"Everyone in Wellington will love you for that!" (Jeder in Wellington wird dich dafuer lieben!)

Da es mit einem Job leider nicht geklappt hat, buchte ich die Faehre auf die Suedinsel fuer den 17. Januar 2006 13 Uhr.