Mittwoch, Dezember 27, 2006

Ein typischer Arbeitstag im Milford Sound

Unser Arbeitsbeginn ist um 8 Uhr und da Menschen nun mal ganz verschieden sind, hoert man manche schon gegen 7 Uhr ueber den Flur flitzen waehrend andere bis 20 vor 8 im Bett bleiben und es schaffen, nach 10 Minuten im Bus zu sitzen. An schoenen Tagen laufe ich immer auf Arbeit, da ich einen kleinen Spaziergang am Morgen ganz erfrischend finde. Zu Fuss sind es weniger als 10 Minuten auf Arbeit, mit dem Bus eben nur 3. Bei den Booten angekommen, begibt sich fast jeder auf unser Flagschiff, Pride of Milford (POM). Dies ist unser groesstes Boot, das erstens als Lager fuer alle auf den Booten verkauften Drinks, Schokolade usw dient und ausserdem fuer all die Dinge, die wir auf den Booten eben benoetigen. Dort zaubern wir jeden Morgen leckere Sandwiches und all die anderen Snacks, die man im Voraus mit seiner Cruise buchen muss. Im Durchschnitt erstellen wir taeglich 100 Sandwiches. Je nach Verfuegbarkeit von Personal treten sich manchmal 5 Leute gegenseitig dabei auf die Fuesse und an manchen Tagen versucht man zu zweit, all die Arbeit zu meistern. Mit Fortschreiten der Zeit wird es auf POM immer ruhiger, weil mehr und mehr Boat Hosts zu den anderen Booten wechseln, auf denen sie fuer diesen Tag arbeiten. POM verlaesst als letztes Boot 11 Uhr den Hafen, um diese Zeit kommt die Lady of the Sounds (LOTS) schon wieder von ihrer ersten Cruise zurueck.

Auf POM zu arbeiten ist meist recht stressig und arbeitsintensiv, weil dort die meisten Passagiere mitfahren. Alle Reisegruppen kommen auf dieses Boot, weil es immer Buffet gibt und das ist fuer solche Gruppen sehr bequem, da es Zeit spart. Besonders haeufig haben wir Reisegruppen mit Japanern und Koreanern, das macht ungefaehr 70% unserer Passagiere auf der POM aus. Asiatische Touristen sind eine wichtige Zielgruppe in Neuseeland und deswegen sind sie sehr umsorgt. Gerade im kulinarischen Sinn achten wir sehr darauf, dass es den asiatischen Gaesten an nichts fehlt und so gibt es einige Dinge, speziell fuer den asiatischen Geschmack (gruener Tee gratis fuer die Japaner, eine spezielle Miso Suppe fuer die Koreaner). Haben sich Inder angekuendigt, gibt es vegetarisches indisches Buffet, da sich die meisten Inder vegetarisch ernaehren.

Der groesste Teil der Arbeit auf POM besteht aus Tischen abraeumen, Geschirr spuelen und das Buffet nach dem Essen zu saeubern. Bei manchmal 300 Passagieren keine leichte Aufgabe. Das ganze sollte auch so schnell wie moeglich geschehen, weil erstens der Seegang auf der Tasmanischen See manchmal recht stuermisch ist man dann nichts mehr auf den Tischen stehen haben moechte und zweitens, weil die Passagiere nicht waehrend der ganzen Cruise auf ihre dreckigen Teller schauen moechten. Sehr hilfreich ist dabei, dass die meisten Leute nach dem Essen aufstehen und sich nach draussen begeben. Das Saeubern wird erheblich erschwert, wenn ueberall Leute sitzen. Oftmals schlafen Passagiere in den Sitzreihen, denn das permanente Reisen im Tourbus scheint recht anstrengend zu sein. Jemand hat es mal ganz treffend hinsichtlich der asiatischen Reisegruppen formuliert: waky waky, klicky klicky, peey peey, sleppy sleepy (sie werden am Morgen in einen Reisebus verfrachtet, dort schlafen sie bis sie aufgeweckt werden, damit sie Sehenswuerdigkeiten nicht verpassen. Nach ein paar Pflichtfotos und einer Zwangspinkelpause steigen sie alle wieder in den Bus und schlafen weiter).

Ein bisschen Spass muss sein, deswegen lassen wir es uns an stuermigen Tagen nicht nehmen, beim Rausfahren auf die Tasmanische See draussen auf dem Vorderdeck auf den Wellen zu reiten. Auch die ein oder andere Dusche unter einem Wasserfall gehoert zum normalen Tagesablauf.

Oefter kommt es vor, dass der VIP Raum der POM von speziellen Reisegruppen (meistens Amerikanern) gebucht wird. Dann muss einer von uns permanent dort bleiben und sich um die Leute kuemmern, Sekt nachschenken und schauen, dass alles sauber ist. Entgegen all meiner Bedenken waren alle Amerikaner, die ich bisher dort betreut habe, alle ausserordentlich nett und unterhielten sich ausgiebig mit mir. Viele von ihnen kennen Deutschland aus Kriegszeiten recht gut und ich traf schon einige, die sogar Familie in Deutschland haben. Erst vor ein paar Wochen traf ich eine Deutsche, Heidi, die schon seit 40 Jahren in Amerika lebt. Sie fiel mir sofort ins Auge, denn sie trug einen Anstecker, der besagte „Kiss me I am German“. Ich muss gestehen, dass ich auf diesen Anstecker noch immer sehr neidisch bin!

Nach 2 Cruises ist Schluss fuer die POM und es ist saubermachen angesagt. Das dauert aufgrund der Groesse des Bootes so seine Zeit und meist gehen wir so kurz nach 4 Uhr nach Hause. Die POM Crew wartet immer auf die Spirit of Milford (SOM), die spaeter in den Hafen einlaeuft. Mit vereinten Kraeften wird die SOM gecleant, was nicht so lange dauert, weil SOM kleiner ist. Die Crew der LOTS hat leider nicht so viel Glueck, denn sie kommen erst 4:45 Uhr in den Hafen zurueck. Um die Zeit sind die anderen schon zu Hause, so dass sie das Boot alleine sauber machen muessen. Dort ist aber meistens nicht so viel los, so dass man oft schon waehrend der letzten Cruise einiges putzen kann und dann geht der Rest auch recht schnell, wenn die Passagiere vom Boot runter sind.

Das 4. Boot, die Lady Bowen (LB) ist eine Ausnahmeerscheinung in fast allen Bereichen, da dies ein anderes Produkt ist. Es nennt sich Encounter Cruise, ist teurer, dafuer laenger und das Boot ist kleiner, so dass man erstens naeher an bestimmte Dinge ranfahren kann und es ist zweitens auch angenehmer, nur mit 50 anderen Leuten im Boot zu sitzen, anstatt mit 150 anderen. Die Crew faengt spaeter an, macht also morgens auch keine Food Preparation, dafuer arbeiten sie allerdings auch bis 6 Uhr abends. Ich arbeite nicht auf diesem Boot, weil die Crew dort intensiv in den Kommentar des Skippers mit einbezogen wird und selbst mal das Mikrofon in die Hand nehmen und sprechen muss. Das mag ich nicht. Ausserdem mag ich es nicht, den ganzen Tag fuer die Unterhaltung der Leute zu sorgen. Ich beantworte gern Fragen oder unterhalte mich mit den Leuten, aber auf der LB wird von der Crew eine Art Unterhaltungsprogramm erwartet (immer lustig sein usw.) und dazu habe ich keine Lust.

Je nach Boot ist es ganz unterschiedlich, wie unsere Pausen ausfallen. Auf der POM haben wir 10 Uhr Pause und das ist immer ganz lustig, weil dann auch die Galley Leute (Kueche) nach oben kommen und auch die Leute vom office vorbeischauen und da gibt’s immer den neuesten Klatsch und Tratsch. Mittag essen wir meistens vom Buffet oder man macht sich eben was anderes, wenn einem das Buffet zum Hals raushaengt (was nach einiger Zeit passiert, weil es immer das selbe ist). Auf SOM und LOTS muss man seine Fruehstueckspause waehrend der Cruise machen, weil die Boote schon 9 bzw. 10 Uhr ablegen. LOTS hat dann 1 Stunde Zeit fuer die Mittagspause und wir gehen dann immer zurueck zu unserer Unterkunft in die Gemeinschaftskueche und kochen, weil auf LOTS keine Buffets mehr stattfinden und somit auch kein Essen auf dem Boot gelagert wird. Je nach dem, ob auf SOM Buffet stattfindet oder nicht, essen wir vom Buffet oder die Galley Leute sind meistens an nicht-Buffet-Tagen so liebenswuerdig und bereiten fuer die gesamte Crew (Skipper, Boat Hosts und Galley) etwas zu.

Zu Hause angekommen, zeigt sich mal wieder, wie unterschiedlich die Leute sind und so legen sich einige erstmal schlafen, andere waschen ihre Waesche, andere widerrum unternehmen etwas (gehen wandern, kajaken oder joggen), manche quaelen sich im Fitnesstudio und widerrum andere haengen vor der Glotze.

Im Grossen und Ganzen ist dies der Ablauf jeden Tages, der durch bestimmte Faktoren beeinflusst wird. Dies sind zum Beispiel das Wetter, die Anzahl der Passagiere, die Anzahl der Crew (an manchen Tagen hat man eine Kranmeldung nach der anderen), die Passagiere selbst und natuerlich das Boot, auf welchem man arbeitet. Wie schon mal geschrieben, ist POM das arbeitsintensivste Boot. Trotzdem liebe ich es, auf diesem Boot zu arbeiten. Auch wenn man am Abend nicht mehr stehen kann, weil die Fuesse weh tun, aber wenigstens geht die Zeit recht schnell rum. Auf LOTS langweilige ich mich meistens nur, weil es nicht viel zu tun gibt und man will ja auch nicht staendig den Kuehlschrank auswischen. Und den ganzen Tag mit Passagieren reden kann man auch nicht, schliesslich sind die nicht zu meiner Unterhaltung da sondern um den Milford Sound zu sehen, Fotos zu schiessen und die Cruise zu geniessen. Ganz praktisch ist, dass man dann immer recht viel Zeit hat, mit dem Skipper zu plaudern und ab und zu darf man dann auch mal das Boot steuern.

Donnerstag, Dezember 14, 2006

hike zum lake marian

Das Leben in Milford Sound mit all dem gratis Essen macht traege und so stand mal wieder koerperliche Ertuechtigung auf dem Programm. Diesmal suchte ich mir den lake marian aus, der vom Hollyford Valley aus zu erreichen ist. Das erste Stueck des Weges ist fuer Passagiere von Tourbussen gut geeignet. Sie stoppen dort, geben den Leuten ne halbe Stunde Pause und sie koennen zu einer Aussichtsplattform laufen, von der man schoene Fotos machen kann. Danach gehts wieder in den Bus und ab Richtung Milford Sound. Fuer mich war nach 15 Minuten natuerlich noch nicht Schluss und ich kletterte weiter ueber Stock und Stein, kaempfte mich durch Matsch und kletterte wie eine Bergziege hoeher und hoeher.

Zwischenzeitlich bemerkte ich einen Kea hinter mir, der auf mich aufmerksam geworden war und auf einen dummen Touristen hoffte, der ihn fuettert. Das tat ich natuerlich nicht, was ihn dazu veranlasste, mich ein Stueckchen zu verfolgen- man weiss ja nie, was da aus dem Rucksack fallen koennte...Nach ein paar Minuten gab er auf und flog davon. Nach ca. 1 1/2 Stunden kam ich am lake an und als ich mich naeherte, hoerte ich einen fuerchterlichen Laerm und bemerkte eine Lawine, die sich donnernd ihren Weg ins Tal suchte. Das war schon recht beeindruckend und ich war wirklich froh, weit genug entfernt zu sein. Lake marian ist ein Gletschersee, der sich in einem von Gletschern geformten Tal befindet.

Nach einem kleinen Picknick lief ich ein wenig umher und ging meiner Lieblingsbeschaeftigung nach - Fotos schiessen! Der Track war recht beliebt an diesem Tag, was ich dem wunderschoenen Wetter zuschreibe und so traf ich einige wanderlustige Zeitgenossen, darunter natuerlich auch wieder Deutsche. Zurueck in Milford gings auch gleich ins Fitnessstudio, was ich schon seit Wochen taeglich durchstehe. Einer meiner Arbeitskollegen hat mir einen Fitnessplan aufstellt und so trainiere ich nun endlich mal unter fachmaennischer Aufsicht. Mal sehen, ob's hilft.