Samstag, Oktober 07, 2006

Fiordland (Te Moana O Atawhenua) und Milford Sound (Piopiotahi)

Im Suedwesten Neuseelands treffen vier grosse Nationalparks aufeinander (1. Aoraki / Mt. Cook National Park 2. Westland National Park / Tai Poutini 3. Fiordland National Park 4. Mount Aspiring National Park). Zusammen bilden sie die New Zealand World Heritage Area (Te Wahipounamu) mit einer Gesamtgroesse von 2,6 Millionen Hektar. Diese Region, die zum Weltkulturerbe ernannt wurde, ist weltweit bekannt fuer seine kulturelle Wichtigkeit (Maori suchten hier nach dem bekannten Greenstone) und noch mehr fuer seine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie seine spektakulaere und atemberaubende Landschaft. Der Fiordland Nationalpark ist der groesste Neuseelands und ungefaehr zweimal so gross wie die anderen zusammen.

Die Einzigartigkeit des Fiordlands resultiert aus der Kombination aus hohen Gebirgen, heftigen Regenfaellen und dem Vorhandensein von Regenwald. Das viele Regenwasser (7-9 Meter pro Jahr) wird in die Fiorde gespuelt und bildet dort eine Suesswasserschicht, die auf dem schwereren Salzwasser schwimmt. Die Tannin befleckte Schicht verursacht einen Lichtfilterungseffekt, der ein spezielles Lebensumfeld fuer Organismen schafft, die normalerweise in der Tiefsee leben und hier nur wenige Meter unterhalb der Wasseroberflaeche gedeihen. Fiordland ist aus diesem Grund auch ein geschuetztes Meeresreservat mit Einschraenkungen fuer Fischerei und Tourismus. Kommerzieller Fischfang ist verboten und alle Boote, die auf den Fiorden des Fiordlands verkehren, benoetigen eine Genehmigung von der Umweltbehoerde. Dies geschieht zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt. So gibt es zum Beispiel Vorschriften dafuer, bis auf welche Entfernung man sich Delfinen und Walen naehern darf, wie man sich in ihrer Gegenwart zu verhalten hat oder auch dass die Entfernung jeglicher natuerlicher Dinge im Reservat verboten ist.

Das Fiordland ist ein recht unerschlossenes Gebiet mit einem duennen Strassennetz, denn gerade mal 2 der insgesamt 15 Fiorde sind ueber eine Strasse zu erreichen. Die restlichen Fiorde erreicht man nur ueber den Wasserweg oder mit dem Flieger/Hubschrauber. Das hat zur Folge, dass viele Tierarten ungestoert leben koennen und so war man im Jahre 1949 mehr als erstaunt, als man den laengst ausgestorben geglaubten New Zealand Takahe (Porphyrio mantelli) im Fiordland entdeckte. Der Takahe lebt in den Murchison Bergen und das DOC (Department for Conservation) hat sich der Erhaltung dieser farbenpraechtigen Voegel angenommen. Die Weibchen legen 1-3 Eier, brueten aber nur ein Ei aus, so dass die anderen verloren sind. Freiwillige vom DOC sammeln die Eier ein, brueten sie in bestimmten Brutstationen kuenstlich aus und nach erfolgreicher Aufzucht werden die Voegel in die Wildnis entlassen. Damit sie ungestoert leben koennen, sind die Murchison Berge fuer die Oeffentlichkeit unzugaenglich.

Unter dem Fiordland taucht die Australische Platte unter die Pazifische Platte, die dadurch emporgehoben wird. Die Suedlichen Alpen Neuseelands und das Fiordland sind Resultat dieser Plattenbewegungen und pro Jahr werden die Alpen 10-20 mm angehoben, das Fiordland um einige Millimeter weniger. Diese Kollisionen verursachen zahlreiche Erdbeben und statistisch gesehen gibt es pro Tag ein Erdbeben im Fiordland. Die meisten davon sind aber so schwach, dass man sie nicht spuert. In den letzten beiden Jahren gab es aber auch staerkere Beben, das staerkste war mit 7,2 auf der Richterskala zu verzeichnen.

Milford Sound ist der letzte der 15 Fiorde, die an der Westkueste Neuseelands entdeckt wurden. Grund dafuer ist seine Unscheinbarkeit vom Meer aus, denn der Eingang zum Fiord ist nur einige hundert Meter breit, so dass er vom damaligen Entdecker James Cook uebersehen wurde. Die Namensgebung ist irrefuehrend, denn Milford Sound ist ein Fiord, entstanden durch Gletscheraktivitaeten vor langer Zeit. Fiordland war fuer mehrere Millionen Jahre mit Eis bedeckt, das sich vor ca. 14.000 Jahren zurueck zu ziehen begann. Dieser Prozess war vor ca. 4000 Jahren abgeschlossen (man sieht also, dass Neuseeland geologisch gesehen ein sehr junges Land ist und eigentlich noch in den Kinderschuhen steckt). Das Eis formte die Taeler und man sieht deutlich Schleifspuren an den Felswaenden, die zwischen dem Eis und den Felswaenden eingeklemmte Felsbrocken verursacht haben. Das Wirken der Gletscher ist ueberall praesent und so sieht man die U-Taeler, haengende Taeler und Moraenen (vom sich zurueckziehenden Eis zurueckgelassene Felshaufen). Als das Eis schmolz, fuehlte Meerwasser den Fiord, der sehr tief ist und am Eingang mit ungefaehr 90 Metern am flachsten ist, weil dort der Gletscher zum Stillstand gekommen ist und alles vor sich hergeschobene Material liegen blieb.

Ein Sound hingegen ist ein durch Flussaktivitaeten geformtes Tal, bei dessen Entstehung Gletscher keinen Einfluss hatten. Da die damaligen Entdecker und Namensgeber noch nicht wussten, wie der Kuesteneinschnitt entstanden ist, gaben sie ihm faelschlicherweise die Bezeichnung Sound, was bis heute beibehalten wurde.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Katja,

es ist erstaunlich wo die Zeit hingegangen ist. Seit fast einem Jahr bist du nun von zu hause weg und es kommt uns allen vor, als wäre es erst gestern gewesen. Bei uns geht schon wieder die herbstliche Zeit los und bei Dir wird es Frühling. Ist schon komisch so ein Zeitunterschied. Auf jeden Fall sind wir alle stolz auf Dich, daß fast alles so geklappt hat, wie Du Dir das gewünscht hast. Diese schöne Zeit, das Gesehene und Erlebte kann Dir keiner mehr nehmen und viele beneiden dich darum. Den Mut muß man erstmal aufbringen, solch eine Reise vorzubereiten und es dann auch zu realisieren. Und die langweiligen Betriebskostenabrechnungen können Dir sicher gestohlen bleiben.
Wir wünschen Dir alle weiterhin noch viel Spaß und nicht nur Regen im wunderschönen Gebiet um Milford Sound, schon wegen der Fotos.
Viele Grüße von allen zuhause- gebliebenen Mutti