Montag, Februar 04, 2008

Kepler Track (31.01.-02.02.2008)

Nach langer Wanderabstinenz stand mal wieder ein Mehrtageswanderausflug auf Pavlinas und meinem Programm und diesmal hatten wir uns den Kepler Track ausgeguckt, der mehr oder weniger vor unserer Haustür liegt. Er startet und endet in Te Anau und wie aufmerksame Leser bestimmt wissen, liegt dies als nächster Ort 120 km von Milford Sound entfernt. Ich hatte einen Tag früher frei und machte mich auf den Weg nach Te Anau um dort einige Sachen zu erledigen.

Tag 1 Control Gates - Luxmore Hut 13,8km 5-6 Stunden

Am Donnerstagmorgen traf ich mich dann mit Pavlina und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu Rainbow Reach. Wir hatten zwei Autos und das war auch so geplant, denn der Track endet entweder am Ausgangsort (Control Gates) oder man kann den letzten Tag abkürzen, indem man sich am Rainbow Reach entweder abholen läßt oder eben ein Auto dort parkt. Da wir den Track sowieso schon von 4 Tagen/3 Nächten auf 3 Tage/2 Nächte abkürzten, wollten wir uns die letzten 9,5km (3 Stunden) sparen.
Wir parkten also Pavlinas Auto dort und meins an den Control Gates und dann gings endlich bei allerschönstem Wetter los. Die ersten 1,5 Stunden gings es ganz relaxt durch Busch und Regenwald und wir liefen nebeneinander her und quatschten über Gott und die Welt. Wir erreichten Broad Bay, machten ne kurze Pause und Pavlina konnte die Gelegenheit mal wieder nicht ungenutzt vorüberziehen lassen und mußte kurz mal ihre Füsse ins Wasser stecken (und anschliessend die Sandflies vertreiben, die nasse Füsse nur allzugern haben…).

Nach dieser Erfrischung gings weiter und schon bald ging die Plagerei los; knapp 2 Stunden kletterten wir stetig bergauf, bis wir einige Sandsteinfelsen erreichten, die zwar ganz spektakulär aussahen, aber nicht wirklich mein Interesse weckten, weil ich sehnsüchtig auf die Buschgrenze wartete. In der Trackbeschreibung stand geschrieben, dass man erstens ab der Buschgrenze tolle Aussichten geniessen kann und dass die Kletterei dann so gut wie abgeschlossen sei. Nun gut, in Höhe der Sandsteinfelsen konnte man davon nur träumen, denn von dort ging es noch mal ne knappe Stunde nur bergauf. Selbst Pavlina kam ganz schön ins Schwitzen und ab und zu hörte ich sie auch mal schnaufen und das mag schon was heißen! Während ich so mühselig den Berg hinaufschnaufte, wurde ich von 2 jungen Burschen überholt und bei denen sah es aus, als ob die das jeden Tag machen und total easy wäre. Wenn man sowas sieht, fühlt man sich noch unfitter als man sowieso schon ist!

Als ich die Buschgrenze endlich erreichte, saß Pavlina schon ihr Sandwich essend in der Sonne und so gesellte ich mich zu ihr und genoß die wohlverdiente Aussicht. Zu sehen gab es Lake Te Anau und Lake Manapouri und einige Berge, deren Namen ich noch nicht mal kenne. Wir legten uns ins Gras und liesen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und erst später am Abend stellte ich fest, dass mein Sonnenschutz für die Katz gewesen ist, denn als ich beim Klettern schwitzte, muß alles vom Gesicht runtergewaschen worden sein. Als wir wieder aufbrachen, waren wir bester Laune, denn wir wußten, daß unser Tagesziel, die Luxmore Hut (1085m), nicht weit ist. Allerdings waren wir nicht darauf vorbereitet, wie nah sie ist, denn als wir sie um eine Ecke kommend erblickten, staunten wir beide nicht schlecht. Die Hütte ist eine der besten, die ich auf all unseren Tracks erblickt habe und die Aussicht trägt natürlich ihren Anteil dazu bei - mit Blick auf Lake Te Anau und die Murchison Mountains (ein spezielles Takahe Gebiet, in dem der als bereits ausgestorbene Takahe überwacht und somit sein Fortbestand gesichert wird).

Nach kurzer Verschnaufpause gingen wir noch mal los in die 10 Minuten entfernten Luxmore Caves, eine Höhle, in der es Stalagmiten und Stalaktiten zu bestaunen gibt. Ganz DOC gleich wurde mal wieder um ein bisschen Übervorsicht gebeten und so sollte man doch bitte mit zwei Lichtquellen pro Person die Höhle betreten. Nun wir hatten beide je nur eine Taschenlampe und mein Lichtstrahl war eher unerheblich klein, aber wir fanden trotzdem gefahrenlos unseren Weg durch die Tropfsteinhöhle und zurück.

Am Abend machte uns die Hüttenverantwortliche mit dem Wetterbericht vertraut und das sah alles andere als rosig aus, denn der Wetterdienst hatte nichts besseres zu tun als eine Warnung für heftigen Regen herauszugeben. Perfektes Timing!!! Sie versuchte uns aufzubauen und meinte, dass wir dankbar für den Regen sein sollten, denn dies bedeute, dass der Wind nicht so stark sei und dies sei von Vorteil, weil man dann nicht davongeblasen wird. Na vielen Dank auch, wie ermutigend!

Tag 2 Luxmore Hut - Iris Burn Hut 14,6km 5-6 Stunden

Die Hütte war mit gerade mal 17 Bewohnern mehr als ruhig (Platz für 55) und wir hatten endlich mal keine Schnarcher unter uns, sodaß die Nacht sehr ruhig hätte werden können - wenn es nicht so stürmig gewesen wäre. Manchmal wackelte sogar die Hütte! Als ich am Morgen von dem Geschüttel wach wurde, war ich ganz froh über den bald einsetzenden Regen, hatte ich doch die Ansprache der Hüttenwärterin noch gut in Erinnerung. Anfänglich waren wir noch optimistisch und warteten auf eine Wetterbesserung, aber gegen 11 Uhr entschieden wir uns dann doch loszulaufen.

Nach nur kurzer Zeit waren wir auch schon pitchnaß, aber wenistens waren wir gut vorbereitet und hatten uns warm eingepackt. Der Wind pfiff nämlich gerade oben auf den Bergspitzen recht kräftig und da kühlt man schnell durch, wenn man durch den Aufstieg naß geschwitzt ist. Von Pavlina bekam ich die meisten Zeit nichts zu sehen, weil sie mal wieder viel zu schnell für mich war, aber das sind wir ja beide gewohnt. Jede läuft ihr eigenes Tempo und ab und zu wartet sie mal auf mich. Der Aufstieg war recht beschwerlich aber nach der Zeit hatte ich den Dreh raus und trippelte im Gänsemarsch den Berg rauf, um Energie zu sparen. Es dauert länger, aber ich brauche weniger Pausen und komme auch irgendwann am Ziel an. Zu Schade, dass wir keine Aussicht hatten, es war als liefe man ins Nichts und wenn man sich umdrehte, hätte man meinen können, man komme vom Nirgendwo. Nur ab und zu bewegten sich die Wolken ein wenig und man konnte erahnen, was sich im Umfeld befindet; Berge soweit das Auge reicht.

Hoch oben gibts es zwei Unterschlüpfte, die besonders im Winter von großer Bedeutung sind, kann man doch hier schlechtes Wetter abwarten und ist einigermaßen sicher beim Warten. Wir waren einfach nur froh, ein Dach über den Kopf zu haben, während wir unsere Sandwiches aßen. Als wir auf dem Gebirgskamm daherliefen verstand ich auch die Warnung der Hüttenwärterin, ist man hier doch Wind und Wetter ausgesetzt und bekommt den Wind von beiden Seiten um die Ohren gepfiffen.

Wären wir mit schönem Wetter gesegnet gewesen, hätten wir wahrscheinlich den ganzen Tag oben auf den Bergen verbracht und Fotos geschossen, aber so gab es nicht viel, daß uns am Weiterlaufen hinderte und so machten wir uns auf den schmerzhaften Abstieg. Knapp tausend Höhenmeter absolvierten wir in nur 3 Stunden und nach einer Weile hatte ich Horrorvorstellungen von reisenden Sehnen und herausspringenden Kniegelenken. Nicht sehr motivierend, wenn man gerade seine Knie und Oberschenkelmuskeln überbeansprucht! Irgendwann fühlte es sich an, als ob ich verlernt hätte, normal zu laufen, weil ich versuchte, die Schmerzen zu reduzieren. In der Hütte angekommen, schmiß ich meine naßen Schuhe in die Ecke, schlüfte in trockene Klamotten und schwor mir, diesen Tag keinen Schritt mehr vor die Tür zu setzen! Selbst zu einem Abendspaziergang zu einem nahegelegenen Wasserfall konnte mich Pavlina nicht überzeugen, weil erstens alles schmerzte, ich zweitens nicht wieder in meine naßen Schuhe steigen wollte und ich drittens nun wahrlich nicht an Wasserfallmangel hier in Milford Sound leide.

Falls Ihr Euch nun fragt, was es bei uns denn zum Abendessen gab, könnt Ihr ja mal raten. Wer meine Beiträge hier regelmäßig verfolgt, kann diese Frage beantworten. Natürlich gab es auch diesmal wieder Fertignudeln mit Pilsuppe gemischt. Inzwischen haben wir das Rezept verfeinert und man kann schon fast von einer Delikatesse sprechen. Nach einer langen Wanderung allemal! Wir gingen früh ins Bett, hatten wir doch einen recht anstrengenden 3. Tag vor uns.

Tag 3 Iris Burn Hut - Rainbow Reach 22,2km 6-8 Stunden

Das Aufstehen fiel mir selten so schwer, stolperte ich doch die ersten Minuten mehr als ich lief, weil sich meine Waden hart wie Stein anfühlten. Nach einiger Zeit lief ich ganz normal, aber mit dem Treppensteigen hatte ich selbst Tage später noch meine Schwierigkeiten. Das Wetter zeigte sich heute mal wieder von seiner guten Seite und das veranlaßte mehrere Leute, den Berg wieder raufzuklettern, um heute die Aussicht zu geniessen, die gestern einfach keine Lust hatte, sich uns zu präsentieren. Ich war heilfroh, daß dies für uns nicht in Frage kam, weil wir erstens am nächsten Tag (Sonntag) wieder arbeiten mußten und szweitens nicht genügend Essen gehabt hätten, um einen weiteren Tag unterwegs zu sein. Pavlina juckte es in den Fingern (oder Füßen oder wo auch immer), denn sie wäre wieder hochgestiegen, aber ich hätte in diesem Fall gestreikt. Da hätten mich keine zehn Pferde wieder hochgekriegt, selbst wenn ich natürlich die Aussicht liebendgern hätte geniessen wollen. Manchmal muß man eben Prioritäten im Leben setzen!
Wir machten uns recht bald auf den Weg, hatten wir doch eine lange Strecke zu bewältigen. Das Laufen heute war nicht sehr anstrengend, weil wir kaum klettern mußten, wofür ich recht dankbar war. Trotzdem war es lang und beschwerlich und irgendwie auch langweilig, weil wir die meisten Zeit im Wald liefen und es da nun mal nicht so besonders viel zu bestaunen gibt. Die Strecke zur Moturau Hut, in der man übernachtet, wenn man den Track in 4 Tagen läuft, schafften wir in 4,5 Stunden (anstatt der angesetzten 6 Stunden und das trotz des Muskelkaters!) und dort gönnten wir uns erstmal ne längere Pause und liesen uns die Sonne auf die Leiber scheinen. Das letzte Stück zu Rainbow Reach fühlte sich ewig und nichtenden wollend an und als wir eine Hängebrücke erreichten, freuten wir uns schon zu früh, dachten wir doch, dies sei das Ende des Tracks. Schon bald mußten wir feststellen, daß es mehr als eine Hängebrücke auf dem Track gibt. Als wir endlich die richtige Hängebrücke erreichten, waren wir überglücklich und stolz, daß wir es mal wieder geschafft haben und gleichzeitig auch dankbar für unsere Voraussicht, das Auto an dem Ende zu parken, hätten wir doch keine weiteren 9,5km oder 3 Stunden laufen können und wollen.

Wir holten mein Auto an den Control Gates ab, fuhren nach Te Anau und gönnten uns erstmal ein Subways Sandwich. Total lecker! Nach ein wenig Shopping gings zurück nach Milford und dort bestand die erste Amtshandlung in Duschen und Wäschewaschen. Mein Zimmer sah aus wie nach einem Bombenangriff und selbst Tage später wühlte ich mich noch durch all die Hinterlassenschaften von diesem Abenteuer.

Außer dem Hollyford Track haben Pavlina und ich nun alle Great Walks in Fiordland absolviert (Milford Track, Routeburn Track, Kepler Track) und auch den Stewart Island Rakiura Track können wir abhacken. Einige Herausforderungen gibt es allerdings noch und mal sehen, wo es uns das nächste Mal hinverschlägt…