Donnerstag, Oktober 18, 2007

und ploetzlich bebte die Erde...

Ich habe ein paar erlebnisreiche Tage hinter mir und moechte Euch das natuerlich nicht vorenthalten.
Am Sonntag verliess ich gleich nach der Arbeit Milford im Kiwi Experience Bus und musste mit den anderen dann eine geschlagene Stunde an einer Unfallstelle warten, an der ein Campervan und ein PKW frontal zusammengestossen waren. Aufgrund der Entfernung zu Te Anau und dem nicht Vorhandensein von einem Handynetz dauerte es ewig, bis Krankenwagen und Polizei da waren und die Strasse dann endlich so weit geraeumt war, dass all die Tourbusse, Wohnwagen und PKWs passieren konnten. So weit ich informiert bin, haben alle den Unfall ueberlebt, was beim Anblick des ganzen weniger wahrscheinlich schien.

Endlich in Queenstown angekommen, traf ich mich mit Andrea im "Black Sheep", wo wir auch recht zeitig schlafen gingen, schliesslich hatten wir einen langen Tag vor uns. Wir hatten uns naemlich zu einem Erste Hilfe Kurs angemeldet und waren schon recht aufgeregt. Der Kurs sollte sich ueber zwei Tage erstrecken und war sehr aufschlussreich, interessant und lehrreich. Mein letzter Kurs liegt ja nun schon 10 Jahre zurueck und damals haben wir bei weitem nicht so ausfuehrlich ueber all die verschiedenen Dinge gesprochen, ueber die ich nun Bescheid weiss. Ist traurig, dass Red Boats es noch immer nicht fertig gebracht hat, uns allen einen first aid course zu organisieren und dass ich diesen Kurs nur aufgrund meiner Eigeninitiative bekommen habe. Aber egal, ich habs gemacht und weiss, was ich im Notfall zu tun habe.

Diesen Abend gingen wir recht bald zu Bett, weil wir muede waren und wurden gegen 1.30 in der Nacht durch eine starke Erschuetterung geweckt. Nach einigen Sekunden wurde mir bewusst, dass es sich um ein Erdbeben handeln musste und nicht um jemanden, der ruettelnd an meinem Bett steht. Ehrlich gesagt war ich etwas ratlos, denn schliesslich handelte es sich um mein erstes Erdbeben und ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Tun kann man ja eigentlich sowieso nichts, aber die Ungewissheit ist schon recht bedrueckend, weil man nicht weiss, ob es schlimmer wird, wann es endlich aufhoert und ob nicht die Decke ueber einem zusammenbricht. Ueber letzteres muss man sich in Neuseeland weniger sorgen, weil eigentlich alle Gebaeude erdbebensicher gebaut sind. Nach einigen Sekunden (oder vielleicht Minuten?) war es endlich vorbei und wir waren erleichtert. Einige Minuten spaeter fuehlte es sich so an, als wuerde ich noch immer herumgeschuettelt, ich konnte aber nicht sagen, ob das nur mein eigener Koerper ist (passiert ja manchmal auch, wenn man zu lange auf einem Boot war und man hat wieder festen Boden unter den Fuessen und waehrt sich noch immer auf dem Wasser) oder ein wesentlich schwaecheres Nachbeben.

Dienstag waren wir dann wieder bei unserem Erste Hilfe Kurs anzutreffen und befanden uns gerade in der Fruehstueckspause, als die Erde wieder zu beben anfing. Alles wackelte, besonders die Haengelampen an den Decken und alle sprangen auf und liefen nach draussen und/oder beobachteten Lake Wakatipu, auf den wir einen hervorragenen Ausblick hatten. Was sich dort abspielte, war recht faszinierend, denn auf dem Wasser konnte man die Schockwellen sehen, die durch das Beben verursacht wurden und sich langsam von einem Ende des Sees zum anderen bewegten. Am Abend bei unserer Internetrecherche fanden wir heraus, dass die Staerke des ersten Bebens mit 6.8 auf der Richter Skale gemessen wurde und das zweite immerhin noch mit 6.2.

Wie schon geschrieben, waren dies meine ersten Erdbeeben und das ist eigentlich recht unwahrscheinlich, denn ich lebe seit 13 Monaten in Milford Sound und das ist ein Erdbebenzentrum, weil dort die tektonischen Platten aufeinandertreffen und so haben wir mehrere Faltlinien dieser Platten in und um Milford Sound und somit verstaerkt Erdbebenaktivitaet. Rein statistisch gesehen passiert pro Tag ein Erdbeben aber die meisten davon sind so schwach, dass sie nicht wahrgenommen werden. Dieses Erlebnis war recht beindruckend!

Leider hatten diese Beben einige Auswirkungen auf die Milford Road, denn riesige Felsbrocken loesten sich und rollten auf die Strasse und es gab massive Erdrutsche, wovon einer sogar die Strasse komplett unter sich begrub und es Tage dauerte, diesen zu beseitigen. Deshalb steckten wir fuer 1 Tag in Te Anau fest, denn wir konnten nicht nach Milford, mussten aber in Te Anau sein, um fuer den Tag bezahlt zu werden. Am Donnerstag wurde die Strasse dann inoffiziell fuer die dort arbeitende Bevoelkerung geoeffnet und so mussten wir nur noch jemanden finden, der uns im Auto mitnahm.

Manch einer mag nun fragen, warum ich nicht im eigenen Auto gefahren bin. Das ist ganz einfach. Als ich am Sonntag Milford verliess, hatten sich die Strassenverhaeltnisse so weit verschlechtert, dass das Mitfuehren von Schneeketten zur Pflicht wurde. Da ich keine besitze und keine Strafe von 750 Dollar riskieren wollte, fuhr ich lieber mit dem Bus. Das war eine weise Entscheidung, denn auch fuer die Rueckfahrt heute waren Schneeketten erforderlich.

Leider war ich nicht in Milford, um mit Pavlina zusammen das Spiel Deutschland gegen Tschechien fuer die EM 2008 Qualifikation zu sehen. War aber vielleicht auch ganz gut so, denn wir haben ja nicht sehr berauschend abgeschnitten.