Sonntag, März 16, 2008

umgeben von Eisbergen und das mitten im Sommer!

Meine freien Tage standen mal wieder vor der Tür und so studierte ich die Wettervorhersage, um eine wichtige Entscheidung zu treffen: Mt. Cook oder Dunedin. Für die Alpen wurde trockenes Wetter versprochen und das ist so ziemlich das einzige, worauf ich hoffte, weil ich ein wenig im Mt. Cook Nationalpark wandern wollte. Die Entscheidung wurde also zu ungunsten Dunedins getroffen, denn die Stadt kann ich auch im Regen besuchen.

Hauptziel der nächsten Tage war es, zu relaxen, deswegen entschied ich mich gegen mein Auto und verbrachte sehr viel Zeit in Bussen und genoß die Landschaft. Dienstag nach der Arbeit sprang ich in einen unserer Great Sights Busse und wurde gleich mal von einer indischen Familie in Beschlag genommen, die irgendwie durch geschicktes Fragen herausgefunden hatten, daß ich in Milford arbeite. Nach dieser Offenbarung liesen sie mir keine freie Minute und bombardierten mich mit den immer gleichen Fragen. Ich versuchte sie durch lesen loszuwerden aber nicht mal das lies sie von Fragen abhalten und dann tat ich das einzige, was mir in den Sinn kam- ich schlief. Ich hörte sie noch ne ganze Weile rumschnattern bis sie endlich kurz vor Te Anau damit auffhörten.

Weil ich noch nicht wußte, in welchem hostel ich in Queenstown schlafen würde, bot mir Brian, der Fahrer an, auf seiner Couch zu schlafen. So, bevor hier ein Aufschrei der Empörung losgeht, wir kennen alle unsere Fahrer sehr gut, schließlich sehen wir sie täglich, deswegen hatte ich kein Problem damit, sein Angebot anzunehmen. Das ersparte mir die Suche nach einem Hostel und wie ich später noch erfuhr würde Brian auch mein Fahrer für den morgigen Trip nach Mt. Cook sein und so konnte ich gleich mit ihm auf Arbeit gehen und mir den besten Platz im Bus aussuchen.

Brian ging recht früh ins Bett, schließlich würde er morgen wieder hunderte von Kilometern schrubben und ich quatschte noch ne Weile mit seiner japanischen Mitbewohnerin, bevor auch ich mich schlafen legte.

Am nächsten Morgen gings 6 Uhr schon aus dem Haus und Kaffee gabs erstmal beim Busdepot, wo die Busse jede Nacht schlafen und wo die Fahrer morgens wieder aufbrechen. Dort sitzen auch die Kollegen von unserem Queenstown office, mit denen ich ständig telefoniere, aber nie zu Gesicht bekomme, und so konnte ich endlich mal mit ihnen von Angesicht zu Angesicht quatschen. Kurz vor 8 brachen wir auf und bis wir alle Passagiere aufgegabelt hatten, war es 8.30 Uhr und es konnte endlich losgehen in Richtung Mt. Cook.

Nach ein paar Pinkelstops und Raucherpausen kamen wir 12.30 Uhr in Mt. Cook Village an und wie das nun mal Service ist, wurde ich vor meiner Unterkunft abgesetzt. Der Tag war einfach herrlich schön, keine einzige Wolke am Himmel und auch Mt. Cook versteckte sich nicht hinter Wolken, wie er das die meiste Zeit über tut. Deswegen entschied ich mich, die für den nächsten Tag geplante Wanderung noch an diesem Nachmittag in Angriff zu nehmen, schließlich kann man nie wissen, wie das Wetter auf den darauffolgenden Tagen sein würde. Ich machte mich also auf den Weg ins HOOKER VALLEY, um den Hooker Gletscher und den Hooker Lake zu besichtigen. Dazu muß ich sagen, daß sich zig Gletscher von Mt. Cook ins Tal winden, aber zwei der wichtigsten sind der Hooker Gletscher links von Mt. Cook gelegen und der Tasman Gletscher, der sich in das rechts gelegene Tal erstreckt und dazu noch mit 27 km Neuseelands längster Gletscher ist. Er ist auch der längste Gletscher in der südlichen Hemnisphäre, aber das ist keine Kunst, wenn man bedenkt, welche Länder unterhalb des Äquators liegen und daß diese kaum Schnee oder Eis haben.

Bei gnadenlos heißen Temparaturen machte ich mich also auf den Weg und gelangte recht bald zum Mueller Lake, der vom Mueller Gletscher gespeist wird. Nun anfänglich war ich ja ein wenig enttäuscht, denn normalerweise sieht man glasklares Wasser durch die Bächlein ziehen aber hier um Mt. Cook das Wasser ist milchig weiß. Die Farbe entsteht durch das Wirken des Eises, das beim Fortbewegen durch das Tal die Felsen quetschen und mahlen und die feingeriebenen Partikel mit sich führen. Beim Schmelzen gelangt das sogenannte rock flour (sie nennen es Felsmehl) ins Wasser und daher die Farbe.

Auf dem Weg zum Hooker Gletscher überquerte ich zwei Schwingbrücken über den Milchfluß und quälte mich durch die Hitze. Nach knapp 2 Stunden kam ich am Hooker Lake an und bewunderte die Schönheit dieses Ortes. Durch das Schmelzen des Gletschers ist ein See entstanden und Teile des Gletschers schwimmen als Eisberge im See umher, nach dem sie von der riesigen Eismasse abgebrochen sind. Der See fließt ins Hooker Valley ab und trifft später auf den Abfluß vom Mueller Lake und geeint machen sich beide Flüße auf den Weg zum Lake Pukaki. Ich mußte unbedingt aus der Hitze, deswegen brach ich nach ner Verschnaufpause im Schatten auf meinen Rückweg auf. Meine wohlverdiente Dusche war traumhaft und ich beobachtete den Sonnenuntergang von der Terasse meiner Unterkunft.

Tag 2 begann für mich mit einem Schock, denn als ich aus dem Fenster sah, konnte ich keine Berge sehen. Sie wurden von den Wolken verschluckt. Ich gratulierte mir für die weise Entscheidung des Vortages, meinen Walk noch am Nachmittag zu machen und genoß erstmal mein Frühstück. Währenddessen klarte es ein bißchen auf und ich gewann Hoffnung und fragte bei der Rezeption nach, ob ich die Glacier Explorers buchen könnte. Nach einigen Minuten kam die Antwort, daß sie mich in einigen Minuten abholen würden, also raste ich auf mein Zimmer und packte alles zusammen, was ich für den Trip brauchte. Ich war ganz dank bar für die Wolken, denn ohne Sonnencreme (die ich dummerweise in Milford gelassen hatte, weil ich so tolles Wetter nicht erwartet hatte) war schon der Vortag ne Qual für mich und noch so einen Tag hätte ich wohl kaum ausgehalten.

Ich wurde abgeholt und gemeinsam fuhren wir ins Tasman Valley, wo wir parkten und die letzten 25 Minuten zum See wanderten. Wir erhielten intersante Informationen und lernten zum Beispiel, daß wir nicht auf dem Talboden laufen sondern das durch Gletscher ausgeschürfte Tal bis zu 600 Meter durch mitgeführtes Material aufgefüllt wurde. Das Tasman Valley erfährt bis zu 6 Meter Regen pro Jahr, was man aber kaum zu sehen bekommt, weil das Wasser direkt auf den Grund des Tales abgeleitet und durch unterirdische Flußläufe zum Lake Pukaki abfließt. Das gesamte Tasman Valley (wie auch die anderen großen Täler Godley, Murchison, Hooker und Mueller) sind Moränen aus der letzten Eiszeit, also all das Geröll und Material, das die Gletscher vor sich herschieben und das beim Schmelzen des Eises liegen bleibt. Das Ziel unseres Ausflugs, der Tasman See, ist erstaunlicherweise erst vor 25 Jahren entstanden, ich vermute, daß die globale Erwärmung Schuld daran ist. Wie auch beim Hooker Lake am Tag zuvor, begann das Eis am Ende des Gletschers zu schmelzen und das Tal füllte sich mit Schmelzwasser. Ab und an brechen große Eisbrocken vom Gletscher ab und schwimmen durch den See. Das Wasser ist gerade mal 2 Grad Celcius kalt und im Winter friert der See zu. Auch der Tasman Lake hat einen Ausfluß zum Lake Pukaki, ansonsten würde er irgendwann überlaufen.

Wir kamen also am Tasman Lake an und wurden auf zwei Boote aufgeteilt und dann gings auch schon los. Für die nächsten 1 ½ Stunden cruisten wir über das eiskalte Wasser und lernten einiges über Eis, Gletscher und alles, was sonst noch damit zusammen hängt. Einiges war mir bereits bekannt, weil schließlich Milford und ganz Fiordland ebenfalls durch Gletscher entstand und ich vieles schon gehört hatte. Anfänglich hingen die Wolken noch tief im Tal und das lies die ganze Szene irgendwie gespenstisch wirken. Als sich später die Wolken lichteten und wir sogar Mt. Cook erspähen konnten, waren wir trotzdem nicht undankbar, schließlich macht sich das auf Fotos einfach besser. Zwischendurch verliesen wir auch mal das Boot, um einen Pinguintanz aufzuführen, wie es der japanische guide so schön ausdrückte und als ich mich auf dem Eis fortbewegte, wußte ich auch genau was sie meinte, denn man rutschte mehr als dass man lief. Natürlich fuhren wir auch bis zum Gletscher selbst und das ist schon ein Wahnsinns Gefühl, wenn man bedenkt, dass das Eis vor mehreren zehntausend Jahren in Form von Schnee auf dem Berg gelandet ist und nun steht man direkt davor. Man begreift mal wieder, wie unwichtig und klein der Mensch ist und wie begrenzt unsere Zeit auf diesem Planeten doch ist.

Auf dem Weg zurück kam uns ein Brautpaar engegen und ich dachte, welch seltsamer und doch irgendwie einzigartiger Ort für eine Trauung! Nun leider ist es hier gang und gäbe, daß sich die Leute immer verrücktere Sachen für ihre Trauung wagen und so ist der Bungysprung zu diesem Anlaß schon nichts besonderes mehr.

Die Wolken waren nun alle verschwunden und es war wieder gnadenlos heiß, deswegen verzog ich mich erstmal in meine Unterkunft, kochte Mittag, setzte mich auf die Terasse und genoß Wetter und Aussicht. Später am Nachmittag stattete ich dem Hermitage Hotel einen Besuch ab (wahrscheinlich das berühmteste Hotel in NZ) und wandelte durch das neu geschaffene Sir Edmund Hillary Alpine Centre und Museum und lernte einiges über die Geschichte des Bergsteigens, die Erstbesteigung von Mt. Cook und die Geschichte des Mt. Cook Village. Zu sehen gab es u.a. auch eine 3-D Show, die letzten Winter hier gefilmt wurde und am Abend kam ich für eine Planetariumsaufführung zurück, die mich mal wieder mehr verwirrte als bildete, weil das ganze Universum unbegreilich für mich ist.

Am nächsten Morgen lies ich mir Zeit, schließlich sollte mein Bus erst 14.20 Uhr Mt. Cook Village verlassen und so laß ich, ging spazieren und wartete. Deon, der Busfahrer zog mich mal wieder wegen meines Sonnenbrandes auf und meinte, daß er sich kaum an Zeiten erinnern kann, wo ich mal keinen Sonnenbrand habe…Nach einigen Zwischenstops kamen wir kurz nach 6 Uhr in Queenstown an, ich checkte in mein Hotel ein, ging shopping und traf mich mit Zora, meiner taiwanesischen Ex-Kollegin. Wir gingen lecker lecker lecker Sushi essen und dann verabschiedeten wir uns schon wieder, weil es ein langer Tag für mich war und ich ins Bett wollte. Kluge Entscheidung allemal, schliesslich mußte ich am nächsten Morgen schon wieder 6.50 Uhr auf den Bus nach Milford warten. Junior, mein Lieblingsfahrer, sammelte mich auf und quasselte die ganze Fahrt über. Besonders gern redet er über die Vegetation und so hört man ihn meistens über die Bäume philospophieren, wenn er nicht gerade über die Engländer herzieht, die all die Hasen, Ferrits, Stoats, Possums und das Wild in Neuseeland eingeführt haben und somit zum Absterben der heimischen Vegetation und dem Aussterben beziehungsweise der drastischen Reduzierung der Vogelwelt beigetragen haben.

Gegen 1 Uhr nachmittags kamen wir endlich in Milford an und während alle zahlenden Kunden aufs Boot verfrachtet wurden, ging ich nach Hause und kümmerte mich um so spektakuläre Dinge wie Wäsche waschen und Zimmer aufräumen.

Hier noch ein paar interesante Fakten zu Mt. Cook und seinen Nachbarn. Wen sowas nicht interessiert, der kann hier aufhören zu lesen.
Die Maoris gaben dem Berg den Namen Aoraki, was so viel bedeutet wie der der die Wolken durchsticht. Das hat wohl was damit zu tun, daß man Mt. Cook die meiste Zeit nicht zu Gesicht bekommt, weil er hinter Wolken versteckt ist. Der Maori Legende nach segelten Aoraki und seine Brüder in ihrem Kanu um die Welt und erlitten Schiffbruch. Die Brüder retteten sich auf das Kanu, wo sie nach einiger Zeit durch den Wind gefroren und zu Stein wurden. Aus dem gestrandeten Kanu wurde später die Südinsel und die Brüder bildeten die Southern Alps, wobei Aoraki, als der größte der Brüder zu Mt. Aoraki wurde.

1851 segelte ein Kapitän J.L. Stokes die Westküste Neuseelands entlang und gab Aoraki seinen europäischen Namen Mt. Cook in Ehren des englischen Navigators und Entdeckers James Cook.

Mit 3754 Metern ist Mt. Cook der höchste Berg Neuseelands. Er besteht aus drei Gipfeln (peaks) und zwar dem low peak (3593m), dem middle peak (3717m) und dem high peak (3754m). Sein Nachbar Mt. Sefton ragt 3158m in die Lüfte. Wie bereits erwähnt, gibt es zahlreiche Gletscher, wovon einige bereits nicht mehr existieren. Zum Beispiel wurde der Ball Glacier vor einigen Jahren noch zum Skifahren genutzt und ist bereits vollständig abgetaut. Auf der anderen Seite der Berge findet man zwei andere berühmte Gletscher Neuseelands, den Fox Glacier und den Franz Josef Glacier.

Der erste Versuch, den Berg zu besteigen, geht zurück ins Jahr 1882, aber damals gelangte die Gruppe nur bis 200 Meter unterhalb des high peaks. Im Jahre 1894 gelang es den drei Neuseeländern Tom Fyfe, Jack Clarke und George Graham am Weihnachtsabend, die Spitze zu erreichen und den Stolz der Neuseeländer auf mindestens gleiche Höhe wie Mt. Cook anwachsen zu lassen. Edmund Hillary, Erstbesteiger des Mt. Everest, erkletterte oft Mt. Cook und seine Nachbarn und sah das Terrain als wichtiges Training für seine großen Missionen an. Als man letztes Jahr damit begann, das Sir Edmund Hillary Alpine Center zu bauen, ahnte man noch nicht, wie vorausschauend diese Aktion sein würde, denn leider verstarb der Nationalheld vor einigen Monaten und somit ist das Museum nicht nur ein Ort für die Bergsteigergeschichte und Geschichte von Mt. Cook sondern ebenso eine Art Denkmal für Edmund Hillary. Vor dem Haus steht seine Statue und natürlich schaut Edmund in Richtung seiner geliebten Berge und seinen Mt. Cook. Viele Neuseeländer wünschen sich, daß Mt. Cook umbenannt wird in Mt. Hillary aber ich persönlich denke, das dies ein wenig übertrieben ist. Schließlich sollte man die Errungenschaften von James Cook nicht abwerten, schließlich hat er Neuseeland und weite Teile der Welt kartografiert und entdeckt. Und so schön und mächtig dieser Berg auch ist, er braucht keine drei Namen….

Freitag, März 07, 2008

Wie gehts bei mir weiter?

Als ich am 18.09.2006 meinen ersten Arbeitstag bei Red Boats hier in Milford Sound antrat, ahnte ich nicht, daß ich 18 Monate später immer noch hier sein würde. Viele Leute können es nicht glauben, daß man hier so lange arbeiten/leben kann, ohne sich zu Tode zu langweilen oder verrückt zu werden. Nun ich kann guten Gewissens behaupten, daß beides nicht eingetreten ist. In Milford zu leben ist nicht für jedermann und deswegen habe ich viele Leute nach einigen Wochen oder Monaten gehen sehen. Nun ja, ich geniesse noch immer die Natur und das Gefühl jeden Morgen ist einfach unbeschreiblich, wenn ich aus meinem Fenster schaue und Mitre Peak und Mount Pembroke mit seinem Gletscher erblicke. Wenn ich mich ein wenig strecke, sehe ich die Sterling Falls und nach heftigem Regen kann ich die sonst hinter dichtem Busch versteckten Bowen Falls in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Viele Menschen kennen diese Aussicht nur von Postkarten oder aus dem Reiseführer und einige Glückliche kommen an diesen magischen Ort, kommen auf eine Bootstour, schießen ein paar Fotos und verschwinden dann wieder. Als hier Ansäßiger hat man das große Privileg, Milford in allen Facetten zu erleben, in allen Jahreszeiten, in verschiedenen Wettern und je nach Gemütsverfassung sieht man Milford noch einmal ganz anders. Selbst nach so langer Zeit erblicke ich noch neue Dinge, wenn ich auf meine regelmäßigen Spaziergänge aufbreche.

Aufgrund der Tatsache, daß man ja leider nicht jünger wird (selbst nicht, wenn man im Paradies lebt) und meine ‘diese Orte möchte ich unbedingt noch sehen’ bzw. ‘das möchte ich unbedingt noch machen’ Listen immer länger werden, habe ich mich dazu entschieden, Milford zu verlassen. Den Umstand, daß mein Arbeitsvisum zum Ende der Saison (Ende April) ausläuft, habe ich zu gründlichem Nachdenken zum Anlaß genommen und die Entscheidung getroffen, mein Visum nicht zu verlängern. Stattdessen werde ich Neuseeland verlassen und nach Australien gehen, um das ganze Abenteuer neu zu beginnen: Ein Neuanfang in einem fremden Land, niemanden zu kennen, alles im Rucksack herumzuschleppen und hoffentlich einen guten Job zu finden.

Und Neuseeland?! Nun ja, wer mich kennt, weiß daß ich mich in das Land Neuseeland verliebt habe und so steht für mich außer Frage, daß ich auf alle Fälle wiederkomme. Eine Beziehung muß man durch Neues auffrischen und außerdem muß man auch loslassen können. Dies tue ich gerade mit Neuseeland. Der Abschied wird mir schwer fallen und ich werde eimerweise Tränen vergiesen. Eine Auszeit wird mir guttun um mir darüber klar zu werden, was ich wirklich will. Und ob Neuseeland wirklich mein Traumland ist oder ob eben alles nur ein Traum war, den ich aufgeben muß, um endlich was Gescheites aus meinem Leben zu machen (was mich vorallem deutsche Touristen hier immer wieder fragen, wann ich denn nach Hause gehe um einen gescheiten Beruf auszuüben).

Man kann im Leben nur sehr wenige Dinge wirklich vorher planen, deswegen werde ich mich einfach überraschen und alles auf mich zukommen lassen.

Einige von Euch wissen von meinen Kanada Plänen. Kanada stand auf meiner Wunschliste ganz oben, war aber leider nicht realisierbar, weil ich kein Visum mehr bekommen habe. Aufgrund geballter Bürokratie in Deutschland und Neuseeland war ich einfach zu spät dran mit meinem Visumsantrag und so waren eben schon alle Visa weg. Nun gut, ist nur aufgeschoben, irgendwann komm ich da auch noch hin...

Samstag, März 01, 2008

Eine sehr feuchte Angelegenheit...

Arrowtown stand auf meinem Plan und diesmal wollte ich diese Gegend etwas ausführlicher erkunden als bei meinem letzten Aufenthalt letztes Jahr, wo ich nur ein paar Stunden in diesem ehemaligen Goldgräberort verbrachte. Da ich Milford erst sehr spät verlies und noch zwei meiner Arbeitskollegen im Auto hatte, mit denen ich in Queenstown noch nen Happen essen ging bevor wir uns verabschiedeten, kam ich erst gegen 4 Uhr nachmittag in Arrowtown an. Ich hatte mich zuvor nicht um eine Unterkunft gekümmert, fuhr also in der Stadt herum in der Hoffnung, etwas zu finden. Mit Hilfe meines Reiseführers fand ich dann auch ein Hotel mitten im Stadtzentrum, in welches ich eincheckte und mich dann erstmal wieder auf den Weg machte. Nach ein wenig Lebensmittelshopping stattete ich einer alten chinesischen Siedlung einen Besuch ab. Man mag es kaum für möglich halten, aber in Zeiten des Goldrausches kam die Mehrzahl der in den Minen Arbeitenden aus China, in der Hoffnung auf ein besseres Leben oder zumindest ein bisschen Geld, um ihre Familien zu Hause finanziell zu unterstützen. Später spazierte ich noch ein wenig am Arrow umher (Name des Flußes) und ging nach Hause, um einen Schlachtplan für den nächsten Tag zu entwerfen.

Goldgräbersiedlung, die mittlerweise nicht mehr bewohnt wird und nur noch aus alten Hütten und Maschinenüberresten besteht. Bei allerschönstem Wetter machte ich mich auf den Weg und wurde von einigen Geländefahrzeugen überholt. Die Strecke ist nur mit Geländewagen befahrbar, da sie parallel zum Arrowriver verläuft und tiefe Furchen aufweist. Anfänglich war ich etwas skeptisch, ob ich für die 14km wirklich nur 3 Stunden benötigen würde (wie in der Wanderbeschreibung angekündigt), aber bis auf einige steile Abschnitte war der Weg recht einfach zu begehen und teilweise wurde es sogar etwas langweilig, weil sich die Landschaft nicht ändert. Mit der Zeit wurde es immer heißer und ich hatteEiner meiner Arbeitskollegen wohnt in Arrowtown und so hatte er mir bereits im Vorfeld die 14km lange Wanderung nach Macetown empfohlen. Macetown ist eine weitere ehemalige Zweifel, ob es so schlau sei, in der prallen Mittagshitze zu laufen. Nach knapp 2 Stunden wurde es dann zum ersten Mal richtig interessant - ich erreichte den Fluß und mußte auf die andere Seite. Nun war ich bereits vorgewarnt und darauf eingestellt, naße Füße zu bekommen, aber daß es sooo tief sein würde hatte ich nun doch nicht erwartet. Ich zog meine Schuhe aus und watete durch das eiskalte Wasser, das mir bis zu den Kniekehlen reichte. Auf der anderen Seite angelangt, hoffte ich, daß es bei dieser einen Flüßüberquerung bleiben würde, wurde aber nach einigen Minuten enttäuscht. Diesmal lies ich die Schuhe an, schliesslich kostet es viel Zeit, jedesmal die Schuhe aus und wieder anzuziehen und ich hatte sowieso schon Sand in den Socken. Mit naßen Schuhen und dem schmatzenden Geräusch ging ich weiter und nach knapp 20 Minuten überholte mich ein Geländewagen und die netten Leute boten mir an, daß ich hinten aufspringen könne. Es handelte sich um Engländer, die ihren in Queenstown lebenden Sohn besuchten. Die Fahrt war sehr holprig und mein Hinterteil und meine Knie wurden arg in Mitleidenschaft gezogen. Ich war aber trotzdem ganz dankbar, besonders als ich die vielen Flußüberquerungen sah, die sie mir dadurch ersparten! Sie fuhren noch viel weiter als Macetown und hielten an einer Stelle, wo man sich alte Maschinen anschauen kann, die zum Goldwaschen verwendet wurden. Ich verabschiedete mich von den Leuten und sie versprachen mir, mich auf dem Rückweg wieder aufzusammeln. Auf dem Weg zurück nach Macetown mußte ich dann wieder einige Male den Fluß überqueren und nach einigen Malen gab ich es dann auf, nach flachen Stellen zu suchen, da es keinen großen Unterschied machte. In Macetown selbst machte ich einige Bilder von den alten Hütten und machte mich dann auf den Heimweg. Leider müssen wir uns irgendwie verpaßt haben (was keine Kunst ist, schliesslich gibt es unzählige Wege durch den Fluß) und so mußte ich den ganzen Weg zurücklaufen. Nach meiner 20. Flußdurchquerung war mir alles egal, alles bis zum Oberschenkel war naß und ich mußte über die Bemerkung der Leute im Auto schmunzeln, daß mal irgendjemand sagte, es gäbe einen Weg nach Macetown, bei dem man keine naßen Füße bekomme. Nun falls es diesen Weg gibt, so habe ich ihn verpaßt! Nach 8 Stunden kam ich endlich wieder im Hotel an und war fix und alle. Meine Füße wollten mich keine zehn Meter mehr tragen und so nahm ich eine Dusche und faulenzte herum und laß.

Am nächsten Tag verlies ich Arrowtown und hatte noch keinen großen Schimmer, wo es mich als nächstes hinverschlagen würde. In Queenstown ging ich erstmal ein wenig einkaufen und dann machte ich mich auf den Weg in Richtung Maniototo. In einem Reiseführer hatte ich von den vielen kleinen Orten gelesen, die einen ganz eigenen Charme von Otago und seiner Goldgräbergeschichte vermitteln. So fuhr ich also durch Alexandra, Ophir, Idaburn, Wedderburn, Ranfurly, Kyburn und viele andere Örtchen. Besonders viel gibt es in diesen Orten nicht zu sehen (mal ganz abgesehen von Goldgräbermuseen usw. aber das muß man sich ja nicht ständig angucken) und so genoß ich einfach nur die Landschaft. Wenn ich nicht so recht weiß, wo ich hinfahren und was ich mir anschauen soll, statte ich immer einer der vielen I-sites (Touristinformationen) einen Besuch ab und schaue mir das zahlreiche Informationsmaterial an, um Ideen zu sammeln. Dabei fiel mir eine Broschüre über das Poolburn Reservoir in die Hände, wo Peter Jackson Teile von Herr der Ringe drehte. Das konnte ich mir nichts entgehen lassen und da es sowieso auf dem Weg lag, hatte ich mein nächstes Ziel gefunden! Poolburn wurde als location für die Dörfer Rohans im zweiten Teil verwendet, die von den Sarumans Uruk Hai geplündert und angezündet werden. Die Landschaft ist atemberaubend und ich fragte mich ständig, wie die Felsbrocken dorthin gekommen sein. Es sah aus, als wäre ein Riese mit einem Sack Felsbrocken durch die Gegend marschiert und hätte sie alle durch ein Loch im Sack verloren. Die Schotterstraße wollte kein Ende nehmen, aber irgendwann kam ich dann doch am Poolburn Dam und, wo es leider anfing zu regnen, deswegen ging ich nur kurz umher um Fotos zu schießen und machte mich dann wieder auf den Rückweg. Ich hatte mal wieder keine Unterkunft gebucht, weil ich ja überhaupt nicht wußte, wo es mich hinverschlagen würde und so studierte ich mal kurz die Karte und stellte fest, dass Palmerston nicht so weit entfernt liegt. Ich entschloß mich, die Nacht dort zu verbringen und am nächsten Tag einen kurzen Abstecher nach Dunedin zu machen.

In Palmerston angekommen, fand ich beim zweiten Nachfragen eine Unterkunft und war anfänglich etwas skeptisch, schliesslich handelte es sich um ein runtergekommenes Haus, in dem der örtliche Pub untergebracht war. Die Dame an der Bar erklärte mir, daß sie das Haus gerade renovierten und zeigte mir das Zimmer. Das Zimmer sowie die sanitären Einrichtungen waren sauber und so hatte ich keine Bedenken, schließlich bezahlte ich nur 25 Dollar. Ich aß eine Kleinigkeit an der Bar und ging dann ins Bett, schließlich hatte ich eine lange Fahrt vor mir.

Ich machte mich sehr früh am nächten Morgen auf den Weg nach Dunedin. Das Wetter war bescheiden! Nach knapp 40 Minuten kam ich in Dunedin an und ich da ich die Stadt noch nicht besonders gut kenne, suchte ich mir den gleichen Parkplatz wie vor vielen Monaten, als ich das erste Mal hier war. 2 Stunden umsonst parken, das gibts es nicht sehr oft, deswegen nahm ich einen etwas längeren Spaziergang in die Stadtmitte gern in Kauf. Es war regnerisch und leider auch total kalt in Dunedin, ich war doch etwas überrascht über das Wetter und zog alles an, was ich in meinem Auto an Kleidung finden konnte.


Sam, die bei uns bei Red Boats arbeitete und nun in der I-site in Dunedin ihr Geld verdient, staunte nicht schlecht, als ich plötzlich vor ihr stand und ich versprach ihr, für ihre Pause wiederzukommen. In der Zwischenzeit erledigte ich, was auf meiner Liste stand und kaufte ein, was es in Queenstown nicht zu kaufen gibt (gefährlich für den Geldbeutel, das artet schnell mal im Kaufrausch aus!) und traf mich dann mit Sam auf einen schnellen Kaffee. Nach Dunedin zu kommen, steht sowieso noch auf meiner Liste und so versprach ich ihr, daß ich sie das nächste Mal kontaktieren werde und wir dann was unternehmen werden. Gegen 1 Uhr verlies ich Dunedin und machte mich auf den Weg nach Te Anau. Es regnete fast die ganze Fahrt über und kurz vor Te Anau verschwand der Regen und die Wolken machten blauem Himmel Platz. Ich war sprachlos, schliesslich schimmpft immer jeder über das Wetter in Fiordland. Diesmal sollte es umgekehrt sein, Sonnenschein in Te Anau und schlechtes Wetter im Umland. Selbst in Milford war es schön, wie ich später feststellen sollte. Gegen 6 Uhr kam ich zu Hause an, verfrachte all mein Gepäck in meinem Zimmer, wo es erstmal für die nächsten paar Tage liegen blieb und Stück für Stück weggeräumt wurde. Ich muß gestehen, daß ich in der Hinsicht immer etwas faul bin, aber was solls, in meinem Zimmer bin ich mein eigener Herr!