Donnerstag, Januar 12, 2006

Cape Palliser (10.01.-11.01.06)

Das 1. Mal alleine bin ich nun unterwegs in Richtung Wellington mit einem Abstecher an die suedliche Kueste Neuseelands. Anfaenglich ist es noch etwas ungewohnt, niemand der sich um die Musik kuemmert oder die Karte studiert und mir den Weg weist. Ich komme trotzdem am Cape Palliser, dem suedlichsten Punkt der Nordinsel, an und besteige die 258 Stufen zum Leuchtturm. Im Uebrigen muss ich gestehen, dass der Buchhalter in mir zum Vorschein kam - ich habe die Stufen nachgezaehlt - es stimmt! Danach habe ich einen Abstecher an den Strand gemacht und bin foermlich ueber die gutgetarnten, faul herumliegenden Seeloewen gestolpert. Wir waren wohl alle etwas ueberrascht, aber ich habe meine Verwunderung nicht durch lautes Bruellen kundgetan und war deshalb weniger furchteinfloessend.

Dem Tip eines Tankwarts folgend habe ich einen sehr ruhig gelegenen Campingplatz aufgesucht, um dort mein Nachtlager aufzuschlagen. Ueberrascht stellte ich fest, dass es die Putangirua Pinnacles waren, an denen einige Szenen fuer Herr der Ringe gedreht wurden. Zum Abendbrot wurde ich von einem aelteren Herren angesprochen, ob ich nicht mit ihm und seinem Sohn essen moechte. Ich sagte zu und wir verbrachten einen schoenen Abend mit typisch neuseelaendischem Essen dessen Name ich mir nicht merken kann (kleine Fische in einem Teig zu Pancakes gebacken), ein bisschen Alkohol und netten Gespraechen. Der Sohn ist Kiwi, der Vater Argentinier und sprach nur Spanisch, aber die Kommunikation klappte aufgrund guten Dolmetschens recht gut. Gegen Mitternacht beobachtete ich mit dem Sohnemann den Sternenhimmel, weil er mir garantierte, dass man Sternschnuppen sehen kann. Und was soll ich Euch sagen: Innerhalb von 30 Minuten sah ich 3 von ihnen!!!

Am naechsten Morgen stand ich zeitig auf, da eine Grossfamilie, die ihr Lager neben meinem aufgeschlagen hatte, es trotz aller Versuche leise zu sein, schaffte mich gegen 7 Uhr zu wecken. An Schlafen war nicht mehr zu denken, also stand ich auf und wanderte nach dem Fruehstueck in den Pinnacles herum und entdeckte auch recht bald die genaue Stelle, wo vor ein paar Jahren die "Pfade der Toten" fuer Herr der Ringe entstanden sind. Eine beeindruckende Landschaft aus ausgewaschenem Gestein, das bizarre Formen angenommen hat.

Ich entschloss mich, es heute ganz ruhig angehen zu lassen, fuhr ein wenig in der Gegend herum und schaute mich um. Am Nachmittag sorgte ich fuer einen gewissen Farbausgleich an meinem Koerper und legte mich an den Strand, damit die weissen Beine und der Bauch ein bisschen an Farbe zulegen und mit Armen, Fuessen und Gesicht mithalten koennen. Da mir der Campingplatz und die vorherrschende Stille so gut gefallen haben, verbrachte ich noch eine Nacht dort und genoss die Ruhe vor dem Sturm, schliesslich ging es am naechsten Morgen weiter nach Wellington.

Im Uebrigen muss ich noch erwaehnen, dass ich auf der Fahrt zum Cape Palliser beim Mt. Bruce Wildlife Center Stop gemacht habe und dort zum ersten Mal einen lebenden Kiwi live und wahrhaftig vor mir gesehen habe!!! Da Kiwis vor dem Aussterben bedroht sind (da Possums und andere Raeuber die Eier fressen oder die Jungtiere toeten), werden die Eier eingesammelt und in einer Art Brutkasten untergebracht. Die geschluepften Kiwis leben in einer kuenstlich geschaffenen Welt, bis sie irgendwann wieder in die Freiheit entlassen werden. In einer Art Terrarium, in dem das Leben des Waldes nachgestellt wird, leben im Mt. Bruce Center zwei Kiwis und einen davon habe ich gesehen. Es sah zum Schiessen niedlich aus, wie er -entenaehnlich-watschelte und mit seinem langen Schnaebeln frass. Ab sofort sind Kiwis meine absoluten Lieblinge, sie haben dem Minah, dem Frechdachs, den man so oft an Strassenraendern beobachten kann, den Rang abgelaufen.

Mt. Egmont, Napier, Hastings (04.01.-08.01.06)

Wolfgang hat uns also am Mittwoch verlassen und Katja und ich reisten nun alleine weiter. Zuerst gings in Richtung Westen zum Mt. Egmont (oder Mt. Taranaki in Maori), der aber leider viel zu schuechtern war und sich hinter dicken Wolken versteckte. Das Wetter zeigte sich allgemein nicht von seiner besten Seite, die meiste Zeit regnete es, so dass wir oft einfach weiterfuhren, weil wir bei Besichtigungstouren zu Fuss nass geworden waeren. Das Cape Egmont haben wir verpasst (durch den Regen wahrscheinlich das Schild uebersehen), in New Plymouth nur mal kurz einen Kaffe getrunken und dann gings von Stratford aus auf den Forgotten World Highway Nr. 43. Aufgrund der sinnflutartigen Regenfaelle und der geringen Bevoelkerungsdichte auf diesem Fleckchen Erde kamen wir uns wirklich vergessen vor und befuerchteten den nahenden Weltuntergang. Geschlafen haben wir in dieser regenreichen Nacht im Auto und am naechsten Morgen gings zeitig weiter.

Zu zeitig, denn in Whangamomona war noch kein Mensch auf Touristen vorbereitet. Whangamomona nennt sich seit 1988 Republik, denn sie erklaerten aufgrund von Unstimmigkeiten mit der lokalen Regierung ihre Unabhaengigkeit. Man kann sich im oertlichen Hotel, wo die Unabhaengigkeitserklaerung stattfand, seinen Reisepass abstempeln lassen, was nicht wirklich von Bedeutung ist, aber fuer Touristen, die diesen Weg auf sich nehmen, einen erinnerungswuerdigen Nebeneffekt darstellt. Wir zogen wie gesagt ohne Stempel von dannen, denn das Hotel oeffnet erst 11 Uhr.

Danach gings weiter Richtung Ohakune und von dort sollte man laut 'Herr der Ringe' location guide in eine Gegend kommen, die Filmfans leicht als 'Ithilien' identifizieren koennen. Leider hat es so stark geregnet, dass ich froh war, die Strasse zu erkennen, an Sightseeing war nicht zu denken. Da man durch den Tongariro National Park nicht durchfahren kann, fuhren wir drumherum und landeten wieder in Taupo, wo wir an der selben Stelle am See im Auto uebernachteten, wie ein paar Tage zuvor mit Wolfgang.

Nach dem Aufstehen gings schnurstracks und bei schoenstem Wetter an die Ostkueste nach Napier, der Art Deco Stadt. Napier wurde 1931 nach einem Erdbeben komplett zerstoert und die Bevoelkerung baute die Stadt innerhalb von 2 Jahren im Art Deco Stil neu auf. Darauf sind sie zurecht sehr stolz und feiern jedes Jahr ein Art Deco Festival zur Erinnerung. Wir checkten dort fuer 2 Naechte in der Stables Lodge, wo man Internet frei nutzten konnte (habe ich bisher in noch keinem hostel erlebt). Die Warteliste war lang doch bei geschicktem Timing fand sich immer eine Gelegenheit.

In der Naehe befindet sich das Cape Kidnappers, wo sich die groesste und spektakulaerste Festland-Brutstaette von Toelpeln befindet. Wir wollten uns die Voegel eigentlich ansehen, haetten aber entweder 5 Stunden in bruetender Hitze hin und zurueck laufen muessen (und dabei noch auf Ebbe warten muessen) oder eine Tour mit einem Traktor buchen muessen, die 30 Dollar gekostet haette. Das waren uns die Voegel dann doch nicht wert und wir fuhren weiter nach Hastings. Die Stadt ereilte 1931 das selbe Schicksal wie Napier, so dass man auch hier viele Art Deco Gebaeude bewundern kann.

Am naechsten Morgen sollte es wieder nach Wanganui gehen und auf dem Weg dorthin machen wir einen Abstecher auf den Te Mata Peak, wo man einen spektakulaeren Rundumblick auf das Umland hat. Dem 'longest place name in the world' haben wir einen Besuch abgestattet und uns gewundert, wie man den Titel "place" fuehren kann, wenn gerade mal 1 Haus vorhanden ist. Der Name des Ortes heisst uebrigens: Taumata whakatangi hangakoauau o tamatea turi pukakapiki maunga horo nuku pokai whenua kitanatahu ("The hilltop, where Tamatea with big knees, conqueror of mountains, eater of land, traveller over land and sea, played his koauau to his beloved").

Zurueck in Wanganui bereiteten wir unsere bevorstehende Trennung vor, entruempelten meinen fahrbaren Untersatz Wolfgang, wuschen Waesche und ich plante meine naechsten Tage in Wellington. Da ich fuer die Ueberfahrt auf die Suedinsel noch keine Faehre gebucht habe, man aber auf guenstige Tickets ca. 1 Monat warten muss, werde ich versuchen, in Wellington Arbeit zu finden, um meinen Geldbeutel etwas zu entlasten.

Samstag, Januar 07, 2006

Wanganui (01.01.-04.01.06)

In Wanganui haben wir nichts Aufregendes erlebt, was dem Umstand zuzuschreiben ist, dass wir uns hier vom Tongariro Walk erholen wollten. Waehrend unseres Aufenthalts erfuhren wir, dass die Wanderwege im Tongariro National Park wegen schlechten Wetters geschlossen wurden, bei Windgeschwindigkeiten von ca. 100 km/h waere das Bergebesteigen reiner Wahnsinn! Wir hatten mit dem Wetter richtig viel Glueck, wahrscheinlich mehr Glueck als Verstand.

Fuer unsere Reisegruppe haben sich ausserdem einige Veraenderungen ergeben, Wolfgang ist mit einigen Reisenden nach Wellington aufgebrochen und Katja wird im Hostel Tamaras Backpacker an der Rezeption arbeiten, so dass wir uns ebenfalls trennen werden. Ca. 1 Woche reisen wir nun noch zusammen, dann kommt nach ca. 2 1/2 Monaten die Trennung. Was wir in dieser Woche on the road noch erlebt haben, erfahrt Ihr beim naechsten Mal...

Freitag, Januar 06, 2006

Tongariro National Park (30.12.-01.01.2006)

Waehrend meiner Neuseeland - Vorbereitungen habe ich schon unendlich viele Bilder vom Tongariro National Park gesehen und wollte die atemberaubenden Landschaften nun selbst einmal hautnah erleben. Die meisten Touristen laufen aus Zeitgruenden den Tongariro Crossing, ein one-day-walk von 17 km und ca. 7-8 Stunden. Wir haben uns fuer den Tongariro Northern Circuit entschieden, der 50 km lang ist und in 3-4 Tagen gelaufen werden kann.

Wir starteten leider erst sehr spaet vom Whakapapa Visitor Centre und liefen 3 Stunden zu unserem 1. Etappenziel, der Mangatepopo Hut. Der Weg dorthin war gesaeumt von vielen Treppenstufen, so dass nach einer Weile die Knie schmerzten. Das 2. Etappenziel, die Emerald Lakes, waren am schwierigsten zu erreichen und kosteten mich viel Kraft und Anstrengung. Wir erklommen hohe Berge, kletterten ueber Stock und Stein beziehungsweise riesige Felsbrocken und hatten auf dem hoechsten Punkt von 1886 Meter ueber dem Meeresspiegel so hohe Windgeschwindigkeiten (ca. 60-70 km/h), dass wir uns kaum noch auf den Beinen halten konnten. Waehrend des Anstiegs verfluchte ich den Wind, meine asthmageplagte Lunge, mich selbst fuer diese bloede Idee herzukommen und die Zeit, da ich das Gefuehl hatte, sie arbeite staendig gegen uns. An den Emerald Lakes angekommen, stellten wir alle erleichtert fest, dass wir die vorgeschriebene Zeit von 3:30 Stunden eingehalten hatten, genossen die Vulkanlandschaft, die farbenfrohen Kraterseen und das herrliche Wetter (mal abgesehen vom Wind war das Wetter fantastisch, die Sonne schien) und gingen schon ziemlich muede, aber motiviert weiter. Das 3. und letzte Ziel des Tages war die Oturere Hut, die wir nach 1 1/2 Stunden erreichten. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir Lavataeler, genossen die Aussicht auf den Mt. Ngauruhoe und Mt. Ruapehu und man hatte das Gefuehl, man laufe durch Tolkien's Mordor. Kurz nach 21 Uhr erreichten wir bei Daemmerung die Huette, assen eine Kleinigkeit und fielen nach 8 Stunden Wanderung hundemuede ins Bett.

Tag 2 fing nicht sehr vielversprechend an, es stuermte und regnete die ganze Nacht und wir waren so demotiviert, dass wir gar nicht aus unseren Schlafsaecken heraus wollten. Das Wetter besserte sich allerdings, so dass wir frohen Mutes weiterzogen. Allerdings trennten sich unsere Wege vorerst, Wolfgang ging noch mal ein Stueck des Vortages zurueck, um in den Kraterlandschaften des Mt. Tongariro herumzuwandern; Katja und ich nahmen uns die 4. Etappe vor, die Waihohonu Hut. Der Weg war fuer 3 Stunden ausgeschrieben, auf der Huette sagte man uns, man schaffe den Walk in weniger als 2 Stunden und wir brauchten letzten Endes 4 Stunden. Der Wind blies so heftig, dass wir Probleme hatten, uns aufrecht zu halten und geradeaus zu gehen und der Sand blies in unsere Gesichter. Wir liefen vermummt und sahen kaum die spektakulaere wechselhafte Landschaft. Hinter jedem erklommenen Berg bot sich uns eine vollkommen andere Kulisse.

Erleichtert erreichten wir die Huette, wie auch Wolfgang einige Stunden spaeter und dort feierten wir mit ca. 25 anderen Wanderern Silvester. Jeder hatte zumindest einen kleinen Tropfen Alkohol zum mitternaechtlichen Anstossen dabei. Das war ein Silvester der ganz besonderen Art, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Das 5. und letzte Ziel des Walks war am naechsten Tag das Whakapapa Visitor Centre, das wir erleichtert (dass wir es geschafft hatten) und muede erreichten. Nach einem kurzen Studium des neuseelaendischen Kartenwerks entschieden wir uns, in Whanganui zu uebernachten, was 1 1/2 Stunden entfernt liegt. Ich war ziemlich muede und geschafft, aber Wolfgang hielt mich waehrend der Fahrt wach, so dass wir sicher an unserem Ziel ankamen. Nach Abendessen und Dusche fielen wir ins Bett und schliefen wie die Koenige!