Donnerstag, Januar 18, 2007

Ein neues Hobby

Ich glaube ein neues Hobby fuer mich entdeckt zu haben, um das mich einige sicherlich beneiden werden. Vorerst schuere ich aber noch ein wenig Spannung und erzaehle die ganze Geschichte…

Nina (eine weitere Deutsche, die bei uns in der Kueche, genannt galley, arbeitet) und ich haben die selben Tage frei und da an unserem letzten Tag wunderschoenstes Wetter war – fuer uns beide uebrigens recht ungewoehnlich, da wir eher schlechtes Wetter von unseren freien Tagen gewoehnt sind – kamen wir auf die Idee, doch mal am Flughafen nach einem kostenlosen Flug zu fragen. Gesagt getan und so zogen wir los. Die Piloten meinten, dass sie momentan keine Rundfluege ueber den Milford Sound durchfuehren, sondern nur nach Queenstown fliegen. Wir sollten in einer Stunde noch mal wiederkommen, dann wuessten sie, ob sie Platz fuer uns haetten. Nach einer Stunden standen wir gespannt und zu allen Schandtaten am Flughafen bereit, nur um zu erfahren, dass alle Flieger voll seien. Nun gut, versuchten wir das ganze herunterzuspielen, nach Queenstown zu fliegen waere sowieso viel zu hektisch, schliesslich muessten wir am gleichen Tag noch zurueckfliegen, da wir morgen wieder arbeiten muessen. Das gute am Milford Airport ist, dass er winzig klein ist und so befinden sich die Hubschrauber gleich 20 Meter entfernt und dort fragten wir auch gleich mal nach einem Rundflug. Momentan waren sie natuerlich alle wieder voll, wir sollten aber 2:30 Uhr wieder kommen. Gesagt getan, kurz nach 2 standen wir wieder bei den Hubschraubern und auch diesmal sah es nicht sehr gut aus. Sie waren sehr beschaeftigt und leider (fuer uns) waren sehr viele zahlende Passagiere da, sodass fuer uns mal wieder kein Platz war. Wir verzagten nicht und standen uns die Beine in den Bauch und liesen uns von Sandflies an allen unmoeglichen Stellen beisen. Das Warten wurde dann auch belohnt, denn nach einigen Minuten kam die erfreuliche Nachricht, dass ein Platz frei waere. Okay, sagte ich, da Nina naechste Woche Milford Sound verlassen wird und dies ihre letzte Chance ist, mal in die Luefte abzuheben, schickte ich sie.

Aufgeben wollte ich noch nicht und so verbrachte ich meine Wartezeit mit kung fu-artigen Kampfeinlagen, um die Sandflies zu vertreiben und musste zu allem Ueberdruss auch noch feststellen, dass es keine oeffentliche Toilette am Airport gibt… Ich hatte aber bald keine Gelegenheit mehr, darueber nachzugruebeln, denn nach weiteren 30 Minuten bekam ich die freudige Nachricht, dass wieder ein Platz frei ist. Freudestrahlend ging ich zum Piloten und der verfrachtete mich auf die Rueckbank. Dort befanden sich schon 3 andere Personen, sodass ein wenig gequetscht werden musste. Vorne sassen neben dem Piloten 2 Asiaten.

Wir hoben ab und schon bald konnte ich all die bekannten Features des Milford Sound von oben betaunen: Bowen Falls, Mitre Peak und ein gigantischer Blick auf den Fiord. Wir flogen ueber Harrison’s Cove und Mount Pembroke hinweg und ich staunte nicht schlecht, wie viel Schnee da oben liegt. Das sieht von unten schon viel aus, aber von oben ist es einfach nur unglaublich! Wir flogen auf Mount Tutoko zu, der mit knapp 2 km der groesste Berg in Fiordland ist und bestaunten die Gletscher. Wir landeten auch auf einem (der Tutoko Glacier) und ploetzlich stellte ich fest, dass ich ueberhaupt nicht passend gekleidet war: aermellose Bluse und Sandalen! Dementsprechend kuehl und nass war es an den Fuessen. Aber nun gut, man versucht nicht dran zu denken und sich abzulenken und so schiesst man eben Fotos. Oder man macht ne Schneeballschlacht, aber ich kannte all die Menschen nicht und wollte mich auch nicht unbeliebt machen, und so schoss ich die Schneebaelle ins Leere. Hat trotzdem Spass gemacht. Nach ein paar Minuten auf dem Gletscher gings wieder in den Helikopter und auf der anderen Seite des Berges zurueck nach Milford. Wir flogen ueber Fluesse und baumbewachsene Taeler hinweg, sahen steile Felswaende und Wasserfaelle und nach ca. 20 Minuten war dieser Wahnsinnsflug leider schon wieder vorbei. Ich muss das auf jeden

Fall noch mal machen und der Flug nach Queenstown ist natuerlich auch nur aufgeschoben. Ehrensache, dass dies noch nachgeholt wird! Es wird natuerlich auch an dieser Stelle davon berichtet werden, Ehrenwort!

Donnerstag, Januar 11, 2007

Weihnachten und Jahreswechsel in Milford

Da ich nun schon einige Anfragen darueber bekommen habe, wie denn Weihnachten in Milford gefeiert wird, moechte ich dies hier mal niederschreiben.

Zu Anfang moechte ich gleich anmerken, dass ich auch dieses Jahr nicht in Weihnachtsstimmung war und dies hatte mehrere Gruende. Erstens gibt es in Milford keine Geschaefte, so dass man hier auch keine Weihnachtsdeko sieht, wie das der Fall waere, wenn man in einer Stadt wohnt. Und zweitens ist es halt mitten im Sommer und das ist einfach noch immer zu ungewoehnlich fuer mich, auch wenn ich es schon zum zweiten Mal in Neuseeland erlebe.

Ca. eine Woche vor Weihnachten schmueckten alle Cruiseanbieter ihre Schalter und Bueros und so bekam das Besucherterminal ein weihnachtliches Ambiente verpasst. Ich besorgte mir die nichtverwendete Deko und verschoenerte unseren TV Raum in unserem Zuhause mit Weihnachtsbaum, - kranz und ein paar Girlanden.

Am 20.12. hatten wir eine Red Boats Christmas Party und es gab mal wieder Essen und Trinken zum Umfallen viel. Wir haben gefeiert bis spaet in die Nacht und hatten alle unseren Spass (sehr beliebt bei unseren Skippern – fast alles aeltere Herren- war die Luftgitarre). Am naechsten Tag meldeten sich erstmal wieder zwei Maedels krank, weil sie am Abend zuvor zuviel getrunken haben. Tja, wenn man nicht trinken kann, soll man es sein lassen. Ich war zwar auch recht gut dabei, war aber am darauffolgenden Tag wieder fit.

Um die Weihnachtszeit war es recht ruhig, weil die meisten Leute eben zu Hause bei ihren Familien sind. Es gibt aber auch einige Leute, die aus verschiedenen Gruenden kein Weihnachten feiern (Religion, Reisende, usw) und die kommen auf eine Cruise. Die meisten Leute waren sehr nett, wuenschten uns frohe Weihnachten und bedankten sich dafuer, dass wir an den Festtagen fuer sie arbeiten.

Der eigentliche Weihnachtstag (25.12.) war sehr emotional, alle fielen sich morgens in die Arme und wuenschten sich frohe Weihnachten. Unser vielbeschaeftigter Chef kaum auf jedes Boot und gruesste jeden einzeln, nahm sich Zeit mit uns zu reden, erkundigte sich nach unseren Familien und nach unserem Wohlbefinden. John ist einfach ein grossartiger Chef und da koennen sich einige eine grosse Scheibe davon abschneiden!!! Ich verteilte meine am Vorabend gebackenen Plaetzchen an alle Boote, das Office und die Boys vom Unterwasser Observatorium und alle waren happy. Bevor ich auf Arbeit ging, telefonierte ich mit zu Hause, was vom Timing her perfekt war, weil es in Deutschland noch immer der 24.12. war.

Am Abend stand dann die naechste Party auf dem Programm und diesmal handelte es sich um die Christmas Party der ganzen Milford Gemeinde. Red Boats und Real Journeys (die Konkurrenz) wechseln sich jedes Jahr mit der Ausrichtung der Party ab und dieses Jahr waren Real Journeys an der Reihe, eines ihrer Boote als Austragungsort zur Verfuegung zu stellen. Die Bereitstellung des Essens und der Getraenke wurde unter den 3 groessten Firmen hier in Milford aufgeteilt, so dass nicht einer alle Kosten tragen muss. Das Buffet war unheimlich lecker und die Desserts leider auch. Habe an diesem Abend viel zu viel gegessen, aber man muss ja auch mal suendigen. Das Boot musste wieder fuer den naechsten Tag cruisetauglich gemacht werden, deswegen packten die meisten beim anschliessenden Saubermachen mit an, bevor wir mehr oder weniger rausgeschmissen wurden. Machte aber nichts, denn fuer diesen Fall hat Red Boats ja noch den Snooker Room (Billiardraum), in dem die meisten Partys ihren Ausklang finden.

Nach so vielen Parties war von Firmenseite keine Silvesterparty geplant. Allerdings verwendeten sie die waehrend des Jahres angesammelten Trinkgelder ganz vernuenftig und orderten im Pub eine grosse Runde Pizzen fuer alle Red Boats Leute und dazu (soll ja standesgemaess sein) eine grosse Barrunde fuer ein paar hundert Dollar. Spaeter am Abend stellte der Pub sozusagen als Dankeschoen an die Milford Gemeinde auch noch mal ein riesiges Fass Bier zur Verfuegung und so habe ich an diesem Abend keinen einzigen Cent fuer Getraenke ausgegeben. Der Pub war voll von Touristen und so verkruemmelten sich die meisten ’Einheimischen’ zum nahe liegenden Lagerfeuer, wo wir wieder alle unter uns waren und uns zum Jahreswechsel zuprosteten. Unsere Milford Lagerfeuer sind schon legendaer und wenn man danach nicht fuerchterlich nach Qualm stinken wuerde, koennte ich das jeden Tag machen!

Ich lag recht frueh (gegen 2 Uhr im Bett), weil ich am naechsten Tag arbeiten musste. Ein paar andere waren nicht so schlau und hatten einen fuerchterlichen Kater am naechsten Morgen. Die meisten hier sind daran aber schon gewohnt und haben erstaunliche ’Ueberlebenstechniken’ fuer diesen Fall entwickelt (ich moechte an dieser Stelle einfach noch mal darauf hinweisen, dass wir auf Booten arbeiten und sich diese mehr oder weniger bewegen, was man in manchen Gemuetslagen nicht unbedingt gebrauchen kann…). Pavlina gestand mir ein paar Tage spaeter, dass sie keine Erinnerung mehr an die letzten Stunden vor dem Zubettgehen hat. Sie fand beim Aufraeumen einen Kreditkartenbeleg, der besagt, dass sie gegen 2 Uhr einige Jaegermeister gekauft hat (sie weiss nicht, mit wem sie die getrunken hat) und das Allerbeste, sie fand eine weisse Billiardkugel in ihrer Tasche und kann sich absolut nicht erklaeren, wie diese dorthin gelangt ist. Nunja, zumindest brachte sie die Kugel zurueck, sodass die Gaeste des Pubs wieder Pool spielen koennen.

Ein paar wenige Bilder von all diesen Parties gibt es hier.