Sonntag, März 16, 2008

umgeben von Eisbergen und das mitten im Sommer!

Meine freien Tage standen mal wieder vor der Tür und so studierte ich die Wettervorhersage, um eine wichtige Entscheidung zu treffen: Mt. Cook oder Dunedin. Für die Alpen wurde trockenes Wetter versprochen und das ist so ziemlich das einzige, worauf ich hoffte, weil ich ein wenig im Mt. Cook Nationalpark wandern wollte. Die Entscheidung wurde also zu ungunsten Dunedins getroffen, denn die Stadt kann ich auch im Regen besuchen.

Hauptziel der nächsten Tage war es, zu relaxen, deswegen entschied ich mich gegen mein Auto und verbrachte sehr viel Zeit in Bussen und genoß die Landschaft. Dienstag nach der Arbeit sprang ich in einen unserer Great Sights Busse und wurde gleich mal von einer indischen Familie in Beschlag genommen, die irgendwie durch geschicktes Fragen herausgefunden hatten, daß ich in Milford arbeite. Nach dieser Offenbarung liesen sie mir keine freie Minute und bombardierten mich mit den immer gleichen Fragen. Ich versuchte sie durch lesen loszuwerden aber nicht mal das lies sie von Fragen abhalten und dann tat ich das einzige, was mir in den Sinn kam- ich schlief. Ich hörte sie noch ne ganze Weile rumschnattern bis sie endlich kurz vor Te Anau damit auffhörten.

Weil ich noch nicht wußte, in welchem hostel ich in Queenstown schlafen würde, bot mir Brian, der Fahrer an, auf seiner Couch zu schlafen. So, bevor hier ein Aufschrei der Empörung losgeht, wir kennen alle unsere Fahrer sehr gut, schließlich sehen wir sie täglich, deswegen hatte ich kein Problem damit, sein Angebot anzunehmen. Das ersparte mir die Suche nach einem Hostel und wie ich später noch erfuhr würde Brian auch mein Fahrer für den morgigen Trip nach Mt. Cook sein und so konnte ich gleich mit ihm auf Arbeit gehen und mir den besten Platz im Bus aussuchen.

Brian ging recht früh ins Bett, schließlich würde er morgen wieder hunderte von Kilometern schrubben und ich quatschte noch ne Weile mit seiner japanischen Mitbewohnerin, bevor auch ich mich schlafen legte.

Am nächsten Morgen gings 6 Uhr schon aus dem Haus und Kaffee gabs erstmal beim Busdepot, wo die Busse jede Nacht schlafen und wo die Fahrer morgens wieder aufbrechen. Dort sitzen auch die Kollegen von unserem Queenstown office, mit denen ich ständig telefoniere, aber nie zu Gesicht bekomme, und so konnte ich endlich mal mit ihnen von Angesicht zu Angesicht quatschen. Kurz vor 8 brachen wir auf und bis wir alle Passagiere aufgegabelt hatten, war es 8.30 Uhr und es konnte endlich losgehen in Richtung Mt. Cook.

Nach ein paar Pinkelstops und Raucherpausen kamen wir 12.30 Uhr in Mt. Cook Village an und wie das nun mal Service ist, wurde ich vor meiner Unterkunft abgesetzt. Der Tag war einfach herrlich schön, keine einzige Wolke am Himmel und auch Mt. Cook versteckte sich nicht hinter Wolken, wie er das die meiste Zeit über tut. Deswegen entschied ich mich, die für den nächsten Tag geplante Wanderung noch an diesem Nachmittag in Angriff zu nehmen, schließlich kann man nie wissen, wie das Wetter auf den darauffolgenden Tagen sein würde. Ich machte mich also auf den Weg ins HOOKER VALLEY, um den Hooker Gletscher und den Hooker Lake zu besichtigen. Dazu muß ich sagen, daß sich zig Gletscher von Mt. Cook ins Tal winden, aber zwei der wichtigsten sind der Hooker Gletscher links von Mt. Cook gelegen und der Tasman Gletscher, der sich in das rechts gelegene Tal erstreckt und dazu noch mit 27 km Neuseelands längster Gletscher ist. Er ist auch der längste Gletscher in der südlichen Hemnisphäre, aber das ist keine Kunst, wenn man bedenkt, welche Länder unterhalb des Äquators liegen und daß diese kaum Schnee oder Eis haben.

Bei gnadenlos heißen Temparaturen machte ich mich also auf den Weg und gelangte recht bald zum Mueller Lake, der vom Mueller Gletscher gespeist wird. Nun anfänglich war ich ja ein wenig enttäuscht, denn normalerweise sieht man glasklares Wasser durch die Bächlein ziehen aber hier um Mt. Cook das Wasser ist milchig weiß. Die Farbe entsteht durch das Wirken des Eises, das beim Fortbewegen durch das Tal die Felsen quetschen und mahlen und die feingeriebenen Partikel mit sich führen. Beim Schmelzen gelangt das sogenannte rock flour (sie nennen es Felsmehl) ins Wasser und daher die Farbe.

Auf dem Weg zum Hooker Gletscher überquerte ich zwei Schwingbrücken über den Milchfluß und quälte mich durch die Hitze. Nach knapp 2 Stunden kam ich am Hooker Lake an und bewunderte die Schönheit dieses Ortes. Durch das Schmelzen des Gletschers ist ein See entstanden und Teile des Gletschers schwimmen als Eisberge im See umher, nach dem sie von der riesigen Eismasse abgebrochen sind. Der See fließt ins Hooker Valley ab und trifft später auf den Abfluß vom Mueller Lake und geeint machen sich beide Flüße auf den Weg zum Lake Pukaki. Ich mußte unbedingt aus der Hitze, deswegen brach ich nach ner Verschnaufpause im Schatten auf meinen Rückweg auf. Meine wohlverdiente Dusche war traumhaft und ich beobachtete den Sonnenuntergang von der Terasse meiner Unterkunft.

Tag 2 begann für mich mit einem Schock, denn als ich aus dem Fenster sah, konnte ich keine Berge sehen. Sie wurden von den Wolken verschluckt. Ich gratulierte mir für die weise Entscheidung des Vortages, meinen Walk noch am Nachmittag zu machen und genoß erstmal mein Frühstück. Währenddessen klarte es ein bißchen auf und ich gewann Hoffnung und fragte bei der Rezeption nach, ob ich die Glacier Explorers buchen könnte. Nach einigen Minuten kam die Antwort, daß sie mich in einigen Minuten abholen würden, also raste ich auf mein Zimmer und packte alles zusammen, was ich für den Trip brauchte. Ich war ganz dank bar für die Wolken, denn ohne Sonnencreme (die ich dummerweise in Milford gelassen hatte, weil ich so tolles Wetter nicht erwartet hatte) war schon der Vortag ne Qual für mich und noch so einen Tag hätte ich wohl kaum ausgehalten.

Ich wurde abgeholt und gemeinsam fuhren wir ins Tasman Valley, wo wir parkten und die letzten 25 Minuten zum See wanderten. Wir erhielten intersante Informationen und lernten zum Beispiel, daß wir nicht auf dem Talboden laufen sondern das durch Gletscher ausgeschürfte Tal bis zu 600 Meter durch mitgeführtes Material aufgefüllt wurde. Das Tasman Valley erfährt bis zu 6 Meter Regen pro Jahr, was man aber kaum zu sehen bekommt, weil das Wasser direkt auf den Grund des Tales abgeleitet und durch unterirdische Flußläufe zum Lake Pukaki abfließt. Das gesamte Tasman Valley (wie auch die anderen großen Täler Godley, Murchison, Hooker und Mueller) sind Moränen aus der letzten Eiszeit, also all das Geröll und Material, das die Gletscher vor sich herschieben und das beim Schmelzen des Eises liegen bleibt. Das Ziel unseres Ausflugs, der Tasman See, ist erstaunlicherweise erst vor 25 Jahren entstanden, ich vermute, daß die globale Erwärmung Schuld daran ist. Wie auch beim Hooker Lake am Tag zuvor, begann das Eis am Ende des Gletschers zu schmelzen und das Tal füllte sich mit Schmelzwasser. Ab und an brechen große Eisbrocken vom Gletscher ab und schwimmen durch den See. Das Wasser ist gerade mal 2 Grad Celcius kalt und im Winter friert der See zu. Auch der Tasman Lake hat einen Ausfluß zum Lake Pukaki, ansonsten würde er irgendwann überlaufen.

Wir kamen also am Tasman Lake an und wurden auf zwei Boote aufgeteilt und dann gings auch schon los. Für die nächsten 1 ½ Stunden cruisten wir über das eiskalte Wasser und lernten einiges über Eis, Gletscher und alles, was sonst noch damit zusammen hängt. Einiges war mir bereits bekannt, weil schließlich Milford und ganz Fiordland ebenfalls durch Gletscher entstand und ich vieles schon gehört hatte. Anfänglich hingen die Wolken noch tief im Tal und das lies die ganze Szene irgendwie gespenstisch wirken. Als sich später die Wolken lichteten und wir sogar Mt. Cook erspähen konnten, waren wir trotzdem nicht undankbar, schließlich macht sich das auf Fotos einfach besser. Zwischendurch verliesen wir auch mal das Boot, um einen Pinguintanz aufzuführen, wie es der japanische guide so schön ausdrückte und als ich mich auf dem Eis fortbewegte, wußte ich auch genau was sie meinte, denn man rutschte mehr als dass man lief. Natürlich fuhren wir auch bis zum Gletscher selbst und das ist schon ein Wahnsinns Gefühl, wenn man bedenkt, dass das Eis vor mehreren zehntausend Jahren in Form von Schnee auf dem Berg gelandet ist und nun steht man direkt davor. Man begreift mal wieder, wie unwichtig und klein der Mensch ist und wie begrenzt unsere Zeit auf diesem Planeten doch ist.

Auf dem Weg zurück kam uns ein Brautpaar engegen und ich dachte, welch seltsamer und doch irgendwie einzigartiger Ort für eine Trauung! Nun leider ist es hier gang und gäbe, daß sich die Leute immer verrücktere Sachen für ihre Trauung wagen und so ist der Bungysprung zu diesem Anlaß schon nichts besonderes mehr.

Die Wolken waren nun alle verschwunden und es war wieder gnadenlos heiß, deswegen verzog ich mich erstmal in meine Unterkunft, kochte Mittag, setzte mich auf die Terasse und genoß Wetter und Aussicht. Später am Nachmittag stattete ich dem Hermitage Hotel einen Besuch ab (wahrscheinlich das berühmteste Hotel in NZ) und wandelte durch das neu geschaffene Sir Edmund Hillary Alpine Centre und Museum und lernte einiges über die Geschichte des Bergsteigens, die Erstbesteigung von Mt. Cook und die Geschichte des Mt. Cook Village. Zu sehen gab es u.a. auch eine 3-D Show, die letzten Winter hier gefilmt wurde und am Abend kam ich für eine Planetariumsaufführung zurück, die mich mal wieder mehr verwirrte als bildete, weil das ganze Universum unbegreilich für mich ist.

Am nächsten Morgen lies ich mir Zeit, schließlich sollte mein Bus erst 14.20 Uhr Mt. Cook Village verlassen und so laß ich, ging spazieren und wartete. Deon, der Busfahrer zog mich mal wieder wegen meines Sonnenbrandes auf und meinte, daß er sich kaum an Zeiten erinnern kann, wo ich mal keinen Sonnenbrand habe…Nach einigen Zwischenstops kamen wir kurz nach 6 Uhr in Queenstown an, ich checkte in mein Hotel ein, ging shopping und traf mich mit Zora, meiner taiwanesischen Ex-Kollegin. Wir gingen lecker lecker lecker Sushi essen und dann verabschiedeten wir uns schon wieder, weil es ein langer Tag für mich war und ich ins Bett wollte. Kluge Entscheidung allemal, schliesslich mußte ich am nächsten Morgen schon wieder 6.50 Uhr auf den Bus nach Milford warten. Junior, mein Lieblingsfahrer, sammelte mich auf und quasselte die ganze Fahrt über. Besonders gern redet er über die Vegetation und so hört man ihn meistens über die Bäume philospophieren, wenn er nicht gerade über die Engländer herzieht, die all die Hasen, Ferrits, Stoats, Possums und das Wild in Neuseeland eingeführt haben und somit zum Absterben der heimischen Vegetation und dem Aussterben beziehungsweise der drastischen Reduzierung der Vogelwelt beigetragen haben.

Gegen 1 Uhr nachmittags kamen wir endlich in Milford an und während alle zahlenden Kunden aufs Boot verfrachtet wurden, ging ich nach Hause und kümmerte mich um so spektakuläre Dinge wie Wäsche waschen und Zimmer aufräumen.

Hier noch ein paar interesante Fakten zu Mt. Cook und seinen Nachbarn. Wen sowas nicht interessiert, der kann hier aufhören zu lesen.
Die Maoris gaben dem Berg den Namen Aoraki, was so viel bedeutet wie der der die Wolken durchsticht. Das hat wohl was damit zu tun, daß man Mt. Cook die meiste Zeit nicht zu Gesicht bekommt, weil er hinter Wolken versteckt ist. Der Maori Legende nach segelten Aoraki und seine Brüder in ihrem Kanu um die Welt und erlitten Schiffbruch. Die Brüder retteten sich auf das Kanu, wo sie nach einiger Zeit durch den Wind gefroren und zu Stein wurden. Aus dem gestrandeten Kanu wurde später die Südinsel und die Brüder bildeten die Southern Alps, wobei Aoraki, als der größte der Brüder zu Mt. Aoraki wurde.

1851 segelte ein Kapitän J.L. Stokes die Westküste Neuseelands entlang und gab Aoraki seinen europäischen Namen Mt. Cook in Ehren des englischen Navigators und Entdeckers James Cook.

Mit 3754 Metern ist Mt. Cook der höchste Berg Neuseelands. Er besteht aus drei Gipfeln (peaks) und zwar dem low peak (3593m), dem middle peak (3717m) und dem high peak (3754m). Sein Nachbar Mt. Sefton ragt 3158m in die Lüfte. Wie bereits erwähnt, gibt es zahlreiche Gletscher, wovon einige bereits nicht mehr existieren. Zum Beispiel wurde der Ball Glacier vor einigen Jahren noch zum Skifahren genutzt und ist bereits vollständig abgetaut. Auf der anderen Seite der Berge findet man zwei andere berühmte Gletscher Neuseelands, den Fox Glacier und den Franz Josef Glacier.

Der erste Versuch, den Berg zu besteigen, geht zurück ins Jahr 1882, aber damals gelangte die Gruppe nur bis 200 Meter unterhalb des high peaks. Im Jahre 1894 gelang es den drei Neuseeländern Tom Fyfe, Jack Clarke und George Graham am Weihnachtsabend, die Spitze zu erreichen und den Stolz der Neuseeländer auf mindestens gleiche Höhe wie Mt. Cook anwachsen zu lassen. Edmund Hillary, Erstbesteiger des Mt. Everest, erkletterte oft Mt. Cook und seine Nachbarn und sah das Terrain als wichtiges Training für seine großen Missionen an. Als man letztes Jahr damit begann, das Sir Edmund Hillary Alpine Center zu bauen, ahnte man noch nicht, wie vorausschauend diese Aktion sein würde, denn leider verstarb der Nationalheld vor einigen Monaten und somit ist das Museum nicht nur ein Ort für die Bergsteigergeschichte und Geschichte von Mt. Cook sondern ebenso eine Art Denkmal für Edmund Hillary. Vor dem Haus steht seine Statue und natürlich schaut Edmund in Richtung seiner geliebten Berge und seinen Mt. Cook. Viele Neuseeländer wünschen sich, daß Mt. Cook umbenannt wird in Mt. Hillary aber ich persönlich denke, das dies ein wenig übertrieben ist. Schließlich sollte man die Errungenschaften von James Cook nicht abwerten, schließlich hat er Neuseeland und weite Teile der Welt kartografiert und entdeckt. Und so schön und mächtig dieser Berg auch ist, er braucht keine drei Namen….

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Katja, das sind ja wieder ganz tolle Fotos, die Du da geschossen hast. Wer hätte gedacht, daß nun bereits über 2 Jahre vergangen sind, seitdem Du auf Abenteuersuche in die Welt bist. Und Deine Reiselust noch immer ungebrochen ist. Es kommt uns allen so vor, daß die Zeit viel schneller vergeht, wenn Du über Deine Erlebnisse schreibst. Es ist immer sehr interessant und spannend geschrieben. Den Vorschlag, dies alles in einem Reisebüchlein aufzuschreiben, finde ich sehr gut.
Aber wir haben vorerst ja alles schön gespeichert.
Viele liebe Grüße von zu Hause