Mittwoch, Februar 01, 2006

Picton, Nelson, Richmond (17.01.-25.01.2006)

12 Uhr stand ich mit meinem "Wolfgang" am Bluebridge Terminal und wartete darauf, an Bord gehen zu koennen. Nachdem das Auto im Bauch der Faehre geparkt war, ging ich in den Passagierbereich und suchte mir draussen einen sonnigen Platz und cremte mich vorsorglich schon mal ein. Das haette ich mir auch sparken koennen, denn der Wind blies waehrend der Fahrt so stark, dass ich mich nach drinnen verzogen habe. Die Fahrt dauerte 3 Stunden und 20 Minuten, blieb also genug Zeit, etwas zu essen und endlich mal wieder ein paar Postkarten zu schreiben.

1 1/2 Stunden vor planmaessiger Ankunft ging ich wieder nach draussen, denn wir fuhren in die atemberaubenden Sounds ein. Je weiter wir kamen, umso mehr waren wir links und rechts von Gebirge umgeben und fuhren an traumhaften Buchten vorbei. Da der Wellengang an der Landmasse enormen Schaden anrichtet, herrscht in den Sounds eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 18 Knoten (habe mir sagen lassen das sind ca. 30 km/h) fuer die kommerzielle Schifffahrt (baeh 3 x f!), weshalb es gluecklicherweise nicht mehr so windig war. Das Deck fuellte sich und als wir in Picton einfuhren, standen fast alle Passagiere staunend und fotografierend auf dem Vorderdeck.

Ich verliess die Faehre und stattete dem Touristinfocenter von Picton einen Besuch ab, sammelte Broschueren ein, erfuhr dass die Apfelernte in Nelson erst Mitte Februar beginnt und machte daher nach einigen erfolglosen Telefonaten einen wwoof-Aufenthalt in Richmond, nahe Nelson, sicher. Da ich am naechsten Tag kommen sollte, suchte ich mir einen Campground und schlief die Nacht im Auto.

Der naechste Tag begann mit Regen und endete leider auch so. Ich liess mir fuer die Zeit von Picton nach Richmond viel Zeit, kam bei meinen hosts Pip und Janie am Nachmittag an und den Abend verbrachten wir damit, uns kennenzulernen. Die naechsten Tage ging ich Pip bei den verschiedensten Aufgaben zur Hand: beim Isolieren eines von ihnen vermieteten Ferienhauses mit Styrophor, beim Unkraut zupfen, Kartoffeln ernten (2 Eimer voll mit Minikartoffeln!), Tueren streichen, Tomaten pflanzen, Feuerholz fuer den Winter saegen und stapeln und beim Vorbereiten fuers Scheren der Schafe.

Die Feuerholz Geschichte glich einer Neverending Story, denn damit war ich fast jeden Tag beschaeftigt. Pip erklaerte mir, dass sie ca. 10-15 Baeume brauchen, um ueber den Winter zu kommen. Da gibt es einiges an Holz zu stapeln und ich kann mich inzwischen ohne Uebertreibung als Profi- Holzstapler bezeichnen (allerdings nicht als Hochstapler!).

Viele Touristen zahlen viel Geld fuer eine Sheep-Shearing-Auffuehrung, ich bekam das ganze gratis und in voller Action mit, denn ich durfte mithelfen. Pip schert die Schafe nicht mehr selbst, dafuer kommt ein professioneller Shearer, der pro Schaf 1.60 Dollar verlangt. Die Arbeit ging zuegig voran und nach knapp 2 Stunden waren 61 Schafe nackig. Geschoren wurde in der Shearing Shed wo die Schafe schon alle im Gatter mehr oder weniger erfreut darauf warteten, geschoren zu werden. Der Shearer ging ins Gehege, schnappte sich ein Schaf, griff unter dessen Vorderbeine und schleifte es auf den Hinterbeinen heraus, wo es auch schon mit dem Scheren losging. Je nach Widerstand des Schafes glich das Ganze einer Wrestling Auffuehrung und die Schafe waren mehr als froh, als sie endlich gehen durften. Pip griff sich die in einem Stueck abgeschorene Wolle, die ordentlich verpackt wurde und ich war fuers Aufsammeln der kleinen Wollstuecke zustaendig, die aufgrund schlechterer Qualitaet weniger wert sind. Die Laemmer, deren Wolle noch keine hohe Qualitaet hat, wurden getrennt von den erwachsenen Schafen geschoren und waren zum Schluss dran. Ich durfte auch mal ran und habe mir das kleinste Laemmchen geschnappt und auf den Hinterbeinen rausgezogen. Mit einem erwachsenen Schaf haette ich das nicht machen koennen!
Das ist es, was das Arbeiten auf einer Farm oder bei einer Familie ausmacht, man nimmt am taeglichen Leben teil und sieht/tut Dinge, die einem vorher unbekannt waren.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Katja, was man doch alles in ca 8 Tagen alles erleben kann, ist doch nicht zu glauben. Nachdem Du nun schon mit Kivis, Zuchinis, Gleitfliegern und tobenden Bergwinden zu kämpfen hattest, versuchst Du Dich jetzt auch noch bei den Schafen. Ist nur gut, daß Du alles aufschreibst. Die Zeit geht ja wahnsinnig schnell rum und wenn wir bedenken, was Du bisher alles schon erlebt hast, Hut ab.
Weiterhin viel Spaß und pass auf Dich auf. Viele liebe Grüße von Mutti, Vati und Opa.